Bedürfnisse und Arbeit.
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aus demselben Grunde, den ich soeben bei Gelegenheit der
Kleidung anführte: weil es ihrer nämlich nicht bedarf. In
der Tat ist es von der Natur für die einzige Tätigkeit, der es
sich widmet, die Jagd, prächtig mit Waffen ausgestattet, sowohl
die Säugetiere und Vögel, wie das zahllose Geschlecht der
Insekten.' Und was die Herstellung der Wohnung betrifft, so
hat zwar die Natur den Säugetieren nur die Nägel der Wühl
tiere und den Vögeln einen ziemlich ungeeigneten Schnabel
verliehen, aber dafür den Insekten sehr komplizierte Werk
zeuge, die sogar den Menschen übertreffen. Es gibt keinen
Bohrer, keine Säge, keine Spritze, keinen Stichel, keine Nadel,
die man nicht in jener erschrecklichen Welt fände und die nicht
bei einer Menge von Arbeiten verwendet würde. Zu welchem
Zweck sollen sie sich darauf verlegen, Besseres zu finden? Und
doch ist es nicht vollständig genau, wenn man behauptet, es
gäbe keine Tiere, die Werkzeuge herstellen können: viele von
ihnen müssen Fallen fabrizieren, um das Wildbret zu fangen.
Muß man noch vom Netz der Spinne sprechen? Das ist kein
Kleid und keine Wohnung, das ist eine Falle wie das Netz des
Jägers oder Fischers. Es gibt auch andere: zum Beispiel die
Grube des Ameisenlöwen, eine Falle, in die er das Wildbret,
das in seine Nähe kommt, hineinfallen läßt, indem er ihm
Sand in die Augen streut.
Wenn man also eine Grenzlinie zwischen der Tier- und
Menschenwelt ziehen will, so darf man sie nicht in der Her
stellung der Handwerkszeuge suchen, da die Tiere diese ja in
einem gewissen Grade kennen, sondern man müßte sie in der
Erfindung des Feuers suchen.
Es ist seltsam, daß die Tiere niemals das Feuer erfunden
haben, umsomehr, als sie es sehr lieben. Man braucht nur
zu sehn, wie ein Hund oder eine Katze sich am Kamin des
Salons oder am Rauchfang in der Küche behaglich streckt und
wie die wilden Tiere, wenn die Karawanen durch die Wüste
oder den Wald ziehen, sich um den Feuerschein scharen, der
sie anzieht und doch schreckt. Aber weder unter denen, die
sich am Kamin wärmen, noch unter denen, in deren Augen sich
zugleich mit den Lichtern des offenen Feuers alle Schrecken
des Unbekannten spiegeln, hat es einen Prometheus gegeben.
Man sagt oft, kein Rauch ohne Feuer — man kann noch eher
sagen, daß es niemals Feuer ohne den Menschen gegeben hat.
An dem Tage, an dem man irgendwo in Afrika einen Kreis
wn Affen um ein Feuer sitzend findet, das sie selbst angezündet
jaben, an dem Tage wird der Mensch in ihnen seine Brüder
Gide, Anfangsgrunde der Volkswirtschaftslehre. 2