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Wettbewerb und Zusammenarbeit.
Nützlichste und Erwünschteste ist? Dank dem Begehren nach
Gewinn werden also die dringendsten Bedürfnisse gerade am
ehesten befriedigt.
3. Zwar könnten dieser Eigennutz und dieses Streben
nach Gewinn als Erfolg die Übertreibung der Gewinne und
die Ausbeutung des Verbrauchers haben, wenn der Produzent
oder Händler allein in der Welt wäre, anders ausgedrückt,
wenn er ein Monopol (mono8 heißt allein) hätte, aber diese
Gefahr wird unter dem System des freien Wettbewerbs
unterdrückt. Wenn der Wettbewerb wirklich frei ist, so befindet
sich jeder Erzeuger oder Händler auf dem Markt anderen
Produzenten gegenüber, die nicht weniger als er zu verkaufen
wünschen und die einander überbieten, die Käufer anzulocken.
Dieses Überangebot hat notwendigerweise den Erfolg, die
Preise zu drücken und den Gewinn durch einen Druck einzu
schränken, der so lange anhält, bis die Verkaufspreise auf die
Höhe des Gestehungspreises herabgedrückt sind, in welchem
Falle der^ Gewinn aus Null heruntergeht •— was daraus
hinausläuft, daß der Wert jedes Erzeugnisses das Streben hat,
sich nach der Arbeits- und Unkostenmenge zu regulieren — und
das ist gerade das Ideal von Gerechtigkeit, das der Sozialist
und der Anhänger der Kooperation durch viel verwickeltere
und unwirksamere Systeme zu verwirklichen trachtet.
So werden also dank dem Wettbewerb die persönlichen
Interessen gegenseitig in Schach gehalten, die Preise werden
auf eine gerechte Höhe gebracht und die Gewinne auf einen
Minimalsatz: Wohlfeilheit und Gerechtigkeit sind mit einem
Male verwirklicht, und das „jeder für sich" wandelt sich wohl
oder übel in ein „jeder für alle" um.
Unbestreitbar steckt in diesem Bilde, das man in mehr
oder weniger rosigen Farben in fast allen Werken der klassi
schen Nationalökonomie^) findet, ein Körnchen Wahrheit, und
une sollten in der Tat jene menschlichen Gesellschaften mit ihren
kaum veränderlichen Charakteren bestehen können, wenn es
nicht eine natürliche Ordnung gäbe, die ihr Geschick leitet?
Aber es liegt augenscheinlich auch ein Teil Illusion darin;
denn die Unzufriedenheit der Massen wächst unaufhörlich und
bedroht in diesem Augenblick Europa mit einer Revolution.
Wir wollen daher herauslösen, was man von der gegen-
>) Hier seien nur ausgeführt: Die wirtschaftlichen Harmoniern (LesHarnonles
Econom'iques) von Bastiat; Die Naturgesetze der Volkswirtschaft (Uns Lois
naturelles de l’Economie Politique) von Molinari — und »»lerer Zeit
näher: Die Sittlichkeit des Wettbewerbs (l.a Morale de la Concurrence) von
UveS Guyot.
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