Full text: Die Berliner Arbeiterbewegung von 1890 bis 1905

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Nach dem von Zabel geführten Kassenbuch und dem von Runge geführten 
Protokollbuch, sowie nach den Erklärungen von Erbe, Baumgarten, Thielke 
und Wenzels sind vielfach von dem Wahlverein durch die drei zuletzt genannten 
Vertrauenspersonen Beiträge an die Parteikasse gezahlt. 
Ein bei Erbe beschlagnahmter Brief ergibt eine Verbindung mit dem 
2. Wahlverein. — In einer Versammlung am 22. Mai 1894 hat der da 
malige Vorsitzende des 6. Wahlkreises, Angeschuldigter Kiesel, über die Vorzüge 
der im 6. Wahlkreise durchgeführten Organisation gesprochen. Vgl. oben: 
2. Wahlkreis. 
Ein wichtiger Beweis für die Verbindung der verschiedenen Vereine unter 
einander ist die vom 29. November 1893 im Vereinshaus „Süd-Ost", Walde 
marstraße 75, stattgehabte Versammlung des 4. Wahlkreises. Der Schutzmann 
Schulz hat dieser Versammlung beigewohnt. 
Es waren dazu sämtliche Wahlvereinsvorstände der sechs Kreise und 
sämtliche Vertrauenspersonen geladen; desgl. auch der Parteivorstand. Von 
letzterem war Gerisch erschienen. Von den hier interessierenden Vertrauens 
personen nahmen teil: Taeterow, Felgentreff, Werner, Wenzels, Schulze, 
Pfarr, Maschowsky, Augustin, Lelbig und Bolze. Zum Vorsitzenden wurde 
Wenzels gewühlt. Gegenstand der Beratung war der im „Vorwärts" vom 
26. November 1893 veröffentlichte Entwurf „Zur Reorganisation der sozial 
demokratischen Vereine Berlins" Bd. I, Bl. 124, welcher später in allen 
größeren Wahlkreisen eingeführt ist. 
Dafür, daß die Vertrauensmänner einen innigen Zusammenhang unter 
einander gehabt haben, so daß sie als selbständiger Verein zu erachten sind, 
ist der bei Baumgarten beschlagnahmte Brief der Buchhandlung des „Vor 
wärts" vom 10. Mai 1895 von Bedeutung. In demselben wird mitgeteilt, 
daß das 3. Lest der Umsturzvorlage an „die Vertrauensleute Berlins" 
zur Ausgabe gelangt. 
In einem bei Schulze beschlagnahmten Notizbuch findet sich ein Vermerk 
über eine Vertrauensmänner-Sitzung vom 15. November bei Zubeil. 
Die sechs Vertrauenspersonen haben Versammlungen einberufen, Geld 
aus Bons gesammelt und an die Parteikasse abgeführt. 
Schulze hat das von ihm gesammelte Geld auch teilweise an die Agtta- 
tionskommission für die Provinz Brandenburg abgeliefert und an letztere 
Kommission auch im Aufträge des Wahlvereins Beiträge gezahlt. 
Im Kerbst 1895 ist auch die Angeschuldigte Fräulein Baader zur Ver 
trauensperson gewählt worden. Sie hat sich von dem Angeschuldigten Thielke 
für 120 Mk. Sammelbons geben lassen. Im Übrigen gilt von ihr das be 
züglich der Frau Scholtz im 2. Wahlkreis Gesagte. 
Die Corpore-Versammlungen find meistens von Baumgarten geleitet. 
5. Wahlkreis. 
Im 5. Wahlkreise ist Drescher etwa 2 Jahre lang bis April 1895 Vor 
sitzender gewesen; später ist er stellvertretender Vertrauensmann geworden. 
Richter ist bis November 1895 Kassierer gewesen, alsdann zum Vertrauens 
mann gewählt. Lllbner ist von Kerbst 1894 bis dahin 1895 Vertrauensmann 
gewesen. Wie diese drei Angeschuldigten einräumen und durch die bei Richter 
und Kübner beschlagnahmten Quittungen und Posteinlieferungsscheine erwiesen 
wird, hat Richter zu der Zeit, als er Kassierer und Drescher Vorsitzender war, 
mehrfach größere Beträge auf Beschluß des Vorstandes an Kübner gezahlt, 
welcher sie seinerseits an den Parteikassierer Gerisch oder an die Agitations 
kommission für die Provinz Brandenburg ablieferte. Kübner hat ferner ge 
meinsam mit den Vertrauenspersonen der anderen Wahlkreise zu öffentlichen 
Versammlungen in den einzelnen Kreisen eingeladen. Der Betrag für diese 
Inserate im „Vorwärts" wurde von dem Vertrauensmann Schulze (4 Wahl-
	        
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