Full text: Die Berliner Arbeiterbewegung von 1890 bis 1905

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in drei großen Demonstrationsversammlungen — 23., 26. und 27. Sep 
tember — den Gegensatz zwischen Arbeiterinnenbewegung und bürgerlicher 
Frauenbewegung scharf zu kennzeichnen, und am 8. Dezember 1896 gaben 
die Arbeiter Berlins in sechs ungewöhnlich stark besuchten Versammlungen 
ihrer Solidarität mit den einen harten Kampf führenden Lafe narbeitern 
Hamburgs Ausdruck, die selbstverständlich zugleich in tatkräftiger Unter 
stützung bestand. 
Ein polizeilicher Übergriff gegen ein achtbares Mädchen aus der 
Arbeiterklasse (Elise Köppen) ward am 11, 18. und 19. Januar 1898 in 
großen Protestversammlungen der Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse 
mit Resolutionen beantwortet, die Aufhebung der Ausnahmebestimmungen 
verlangten, durch welche die Frauen als unmündig und minderwertig hin 
gestellt werden, und am 22. Januar 1899 beantwortete eine große Volks 
versammlung die Maßregelung von 24 Setzern der Druckerei des „Berliner 
Lokal-Anzeiger" mit der Verhängung des Boykotts über dieses Blatt, 
ein Beschluß, der alsdann in den Versammlungen der Wahlvereine und 
vielen sonstigen Arbeiterversammlungen bekräftigt wurde. Die von der 
Reichsregiening im Jahre 1899 betriebene Verstaatlichung bezw. Unter 
drückung der Privatposten führte am 19. Februar 1899 eine Protest- 
versammlung der Angestellten der Berliner Packetfahrt-Gesellschaft herbei. 
Indes setzte die Regierung mit Lilfe von Versprechungen, die dann im 
Jahre 1906 gebrochen wurden, die Verstaatlichung durch. Am 9. Mai 1900 
protestierten die Arbeiter des Baugewerbes in Berlin in vier großen Ver 
sammlungen gegen die Aufnahme der Streikklausel in die Verträge der 
Stadt mit den Bauunternehmern (die Streikklausel, wonach ein Streik die 
Unternehmer ihrer kontraktlichen Verpflichtungen enthebt, wirkt geradezu wie 
eine Prämie auf Verweigerung von Lohnverbesserungen u. dergl.). Am 
16. Dezember 1902 erhoben die Metallarbeiter Berlins in vier Riesen 
versammlungen Protest dagegen, daß Arbeiter aus den Kruppschen Werken 
entlassen worden waren, weil sie eine Ergebenheitsadresse an den Kaiser nicht 
hatten unterschreiben wollen, die ihre Spitze gegen die Sozialdemokratie richtete. 
Im Jahre 1903 protestierten die Arbeiter Berlins, am 13. Oktober, 
in der Zeit des Wahlkampfes zum preußischen Landtage, gegen die Fest 
setzung der Wahlzeit durch die Behörden aus den frühen Nachmittag, was 
beim damals noch allgemein obwaltenden System der Terminswahl vielen 
abhängigen Wählern die Wahlbeteiligung unmöglich machte. In Rixdorf, 
wo die Wahlzeit gar auf den Vormittag verlegt worden war, fanden am 
19. Januar ebenfalls drei große Protestversammlungen statt, und aus 
gleichem Grunde gab es auch in anderen Nachbarorten Berlins solche 
Demonstrationen. Den 25. Jahrestag der Proklamierung des 
Sozialistengesetzes feierte die Arbeiterschaft Berlins am 21. Oktober 
1903 in 14 großen Volksversammlungen, in denen zumeist solche Partei 
mitglieder sprachen, welche den Kampf wider das Ausnahmegesetz von 
Anfang an mit durchgekämpft hatten. In 23 Volksversammlungen be 
kundeten die Berliner Arbeiter am 17. Dezember 1903 ihre Solidarität 
mit den in Sachsen — Crimmitschau und Nachbarorten— heldenhaft 
für den Zehnstundentag kämpfenden Textilarbeitern, und wieder bewiesen 
reiche Geldspenden die Echtheit der in den Versammlungen kundgegebenen 
Empfindungen.
	        
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