186
in drei großen Demonstrationsversammlungen — 23., 26. und 27. Sep
tember — den Gegensatz zwischen Arbeiterinnenbewegung und bürgerlicher
Frauenbewegung scharf zu kennzeichnen, und am 8. Dezember 1896 gaben
die Arbeiter Berlins in sechs ungewöhnlich stark besuchten Versammlungen
ihrer Solidarität mit den einen harten Kampf führenden Lafe narbeitern
Hamburgs Ausdruck, die selbstverständlich zugleich in tatkräftiger Unter
stützung bestand.
Ein polizeilicher Übergriff gegen ein achtbares Mädchen aus der
Arbeiterklasse (Elise Köppen) ward am 11, 18. und 19. Januar 1898 in
großen Protestversammlungen der Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse
mit Resolutionen beantwortet, die Aufhebung der Ausnahmebestimmungen
verlangten, durch welche die Frauen als unmündig und minderwertig hin
gestellt werden, und am 22. Januar 1899 beantwortete eine große Volks
versammlung die Maßregelung von 24 Setzern der Druckerei des „Berliner
Lokal-Anzeiger" mit der Verhängung des Boykotts über dieses Blatt,
ein Beschluß, der alsdann in den Versammlungen der Wahlvereine und
vielen sonstigen Arbeiterversammlungen bekräftigt wurde. Die von der
Reichsregiening im Jahre 1899 betriebene Verstaatlichung bezw. Unter
drückung der Privatposten führte am 19. Februar 1899 eine Protest-
versammlung der Angestellten der Berliner Packetfahrt-Gesellschaft herbei.
Indes setzte die Regierung mit Lilfe von Versprechungen, die dann im
Jahre 1906 gebrochen wurden, die Verstaatlichung durch. Am 9. Mai 1900
protestierten die Arbeiter des Baugewerbes in Berlin in vier großen Ver
sammlungen gegen die Aufnahme der Streikklausel in die Verträge der
Stadt mit den Bauunternehmern (die Streikklausel, wonach ein Streik die
Unternehmer ihrer kontraktlichen Verpflichtungen enthebt, wirkt geradezu wie
eine Prämie auf Verweigerung von Lohnverbesserungen u. dergl.). Am
16. Dezember 1902 erhoben die Metallarbeiter Berlins in vier Riesen
versammlungen Protest dagegen, daß Arbeiter aus den Kruppschen Werken
entlassen worden waren, weil sie eine Ergebenheitsadresse an den Kaiser nicht
hatten unterschreiben wollen, die ihre Spitze gegen die Sozialdemokratie richtete.
Im Jahre 1903 protestierten die Arbeiter Berlins, am 13. Oktober,
in der Zeit des Wahlkampfes zum preußischen Landtage, gegen die Fest
setzung der Wahlzeit durch die Behörden aus den frühen Nachmittag, was
beim damals noch allgemein obwaltenden System der Terminswahl vielen
abhängigen Wählern die Wahlbeteiligung unmöglich machte. In Rixdorf,
wo die Wahlzeit gar auf den Vormittag verlegt worden war, fanden am
19. Januar ebenfalls drei große Protestversammlungen statt, und aus
gleichem Grunde gab es auch in anderen Nachbarorten Berlins solche
Demonstrationen. Den 25. Jahrestag der Proklamierung des
Sozialistengesetzes feierte die Arbeiterschaft Berlins am 21. Oktober
1903 in 14 großen Volksversammlungen, in denen zumeist solche Partei
mitglieder sprachen, welche den Kampf wider das Ausnahmegesetz von
Anfang an mit durchgekämpft hatten. In 23 Volksversammlungen be
kundeten die Berliner Arbeiter am 17. Dezember 1903 ihre Solidarität
mit den in Sachsen — Crimmitschau und Nachbarorten— heldenhaft
für den Zehnstundentag kämpfenden Textilarbeitern, und wieder bewiesen
reiche Geldspenden die Echtheit der in den Versammlungen kundgegebenen
Empfindungen.