Full text: Die Prostitution als soziale Klassenerscheinung und ihre sozialpolitische Bekämpfung

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Unsere sozialistische Arbeiterschaft macht ihr scharfer Gegensatz 
zu jeder Form der Ausbeutung und ihr tatenfreudiges Bekenntnis 
zum Grundsatz der Gleichberechtigung der Frau zur unversöhnlichen 
Feindin der Reglementierung der Prostitution. 
Meine Arbeit soll sodann als Signal zum Angriff den 
kämpfenden Frauen dienen, die in den proletarischem und abolitio- 
nistischen Kreisen bisher vereinzelt die polizeiliche Ueberwachung 
der Dirnen befehdetem 
Meine Schrift will weiter die Sozialpädagogen zum rüstigen 
Aufbau neuer Fürsprgeeinrichtungen für die verwaisten, bevor 
mundeten und von ihren Eltern vernachlässigten Kinder ermuntern. 
In der Prostituierten muß ein neues Selbst, das sich behaupten 
und bestimmen kann, geschaffen werden. Und die Schöpfung dieses 
Selbst steht in engster Abhängigkeit von ökonomischen und sozialen 
Einrichtungen, die der Prostituierten erst eine andere soziale.Existenz 
und die Entwickelung der noch in ihr steckenden moralischen Anlagen 
ermöglichen. 
Und zum Schluß ruft meine Arbeit die sozialpolitisch gebildeten 
Aerzte und Krankenkassenmitglieder zur Erweiterung und Vertiefung 
der sozialhygienischen Wirksamkeit unserer Krankenkasseneinrichtungen 
auf. Sie sucht öffentlich-rechtliche Einrichtungen zur unentgeltlichen 
Behandlung der Venerischen beiderlei Geschlechts zu schaffen, humane 
soziale Einrichtungen, die in jedem Venerischen einen natürlichen 
Anreiz zu einer gründlichen Heilbehandlung wecken. 
Rehfelde, im September 1905. 
Paul K a m p f f m e y e r.
	        
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