Full text: David Ricardo und die Grenzwerttheorie

14 
Damit es überhaupt zu diesen wirtschaftlichen 
Werten und Urteilen kommt, bedarf es eines Anstoßes, 
und zwar eines doppelten Anstoßes: eines Anstoßes von 
innen, einer Willensregung, und eines Anstoßes von 
außen her, einer Hemmung der Ausführung des kon 
kreten Willensinhaltes. Dieser Anstoß wird im wirt 
schaftlichen Leben gegeben durch das Vorhandensein 
eines Bedürfnisses, das befriedigt werden muß oder will, 
durch die mannigfaltigen Fragen und Forderungen, die 
der Kampf um das Dasein oder um ein bestimmtes So- 
Sein, d. h. um eine bestimmte Daseins- und Lebensform, 
uns jeden Tag entgegenstellt, ja aufdrängt. 
Damit es zu einer Tätigkeit, mit der Kraftäußerung 
und Kraftentwickelung verbunden ist, komme, bedarf 
es eines „Steins des Anstoßes“; damit der Wille als 
Wille auftritt, muß er vorher gehemmt und dadurch 
auf die Probe gestellt werden, denn der widerstandslos, 
ungehemmt in Wirklichkeit sich umsetzende Wille ver 
liert dadurch seinen Charakter als Ausdruck des mensch 
lichen Subjekts und zerrinnt gleichsam ins. Objekt, in 
das Außer-uns; er büßt dadurch seine Bedeutung ein 
als Mittelpunkt um den sich alles im Innern des Men 
schen dreht und bewegt, der erst das Leben zu leben 
oder lebenswert macht, wodurch im Menschen der Wille 
zu „einem“ Leben entsteht. 
Diese Kennzeichnung des durch Kampf gehemmten 
und dadurch zugleich erzeugten Lebens und Willens 
oder, synthetisch ausgedi’ückt, des Lebenswillens (dessen 
subjektive Gefühlsäußerung der Wille zum Leben ist) 
legt Goethe in den Mund seines sterbenden Faust: 
„Ja diesem Sinne bin ich ganz ergeben, 
Das ist der Weisheit letzter Schluß: 
Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, 
Der täglich sie erobern muß.“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.