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Damit es überhaupt zu diesen wirtschaftlichen
Werten und Urteilen kommt, bedarf es eines Anstoßes,
und zwar eines doppelten Anstoßes: eines Anstoßes von
innen, einer Willensregung, und eines Anstoßes von
außen her, einer Hemmung der Ausführung des kon
kreten Willensinhaltes. Dieser Anstoß wird im wirt
schaftlichen Leben gegeben durch das Vorhandensein
eines Bedürfnisses, das befriedigt werden muß oder will,
durch die mannigfaltigen Fragen und Forderungen, die
der Kampf um das Dasein oder um ein bestimmtes So-
Sein, d. h. um eine bestimmte Daseins- und Lebensform,
uns jeden Tag entgegenstellt, ja aufdrängt.
Damit es zu einer Tätigkeit, mit der Kraftäußerung
und Kraftentwickelung verbunden ist, komme, bedarf
es eines „Steins des Anstoßes“; damit der Wille als
Wille auftritt, muß er vorher gehemmt und dadurch
auf die Probe gestellt werden, denn der widerstandslos,
ungehemmt in Wirklichkeit sich umsetzende Wille ver
liert dadurch seinen Charakter als Ausdruck des mensch
lichen Subjekts und zerrinnt gleichsam ins. Objekt, in
das Außer-uns; er büßt dadurch seine Bedeutung ein
als Mittelpunkt um den sich alles im Innern des Men
schen dreht und bewegt, der erst das Leben zu leben
oder lebenswert macht, wodurch im Menschen der Wille
zu „einem“ Leben entsteht.
Diese Kennzeichnung des durch Kampf gehemmten
und dadurch zugleich erzeugten Lebens und Willens
oder, synthetisch ausgedi’ückt, des Lebenswillens (dessen
subjektive Gefühlsäußerung der Wille zum Leben ist)
legt Goethe in den Mund seines sterbenden Faust:
„Ja diesem Sinne bin ich ganz ergeben,
Das ist der Weisheit letzter Schluß:
Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,
Der täglich sie erobern muß.“