Die Macht der Großbanken.
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industrielle Unternehmungen zu Aktiengesellschaften um
wandelten oder neue Aktiengesellschaften gründeten. Die
ses Gründungsgeschäst hat für das deutsche Bankwesen
manche Gefahren mit sich gebracht, hat aber anderseits
doch auch ihren dominierenden Einfluß auf Industrie
und Handel begründet. Die kapitalistische Wirtschaft hat
natürlich auch in der Industrie den Zug zum Großbe
trieb begünstigt. Die Notwendigkeit, konkurrenzfähig zu
bleiben, stellt so große Anforderungen an die Kapitalkraft
der industriellen Unternehmer, daß nur noch die Form
der Aktiengesellschaften die großen Kapitalien auftreiben
kann. In immer mehr Industriezweige hält die Aktien
gesellschaft ihren Einzug, und ihr aus dem Fuße folgt
die Macht der Banken. Man hat zwar behauptet, es
sei falsch, von einer gesteigerten Abhängigkeit der Aktien
industrie in der Bankwelt zu reden; vielmehr könnten
die Banken mit demselben Recht, mit dem Friedrich der
Große sich als den ersten Diener des Staates bezeich
nete, von sich sagen, daß sie die ersten Diener der In
dustrie seien. Wie die Dienerrolle der Banken aussieht,
wird nian am besten ermessen können, wenn man sich
einmal vorstellt, welches Übergewicht schon im persön
lichen Leben der Geldgeber dem Schuldner gegenüber
desitzt. Nun ist gewiß die Bank nicht im eigentlichen
Sinne des Wortes Geldgeber der industriellen Aktien-
äesellschast, aber sie vermittelt ihr doch den Aktienkredit
an der Börse und sehr, sehr oft stellt sie ihr wohl auch
direkt Gelder auf längere oder kürzere Fristen zur Ver
fügung. Wesentlich ist das Verhältnis, das sich zwischen
den Direktoren und den Aussichtsräten im Lause der
Zeiten herausgebildet hat. Ursprünglich war der Aus
sichtsrat als ein Kontrollorgan der Direktion gedacht.
Beide Instanzen sollten sich völlig unabhängig gegen
überstehen. Dem Akttonär sollte beider Arbeit zugute
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