Full text: Probleme der Wirtschaftsgeschichte

ö VIII. Der Untergang der mittelalterlichen Stadtwirtschaft 
sam ihre Fortschritte in der Überwindung der mittelalterlichen 
Schranken im Innern sind!), mit ihnen noch keineswegs voll- 
ständig aufgeräumt: sie bewahren noch viel von der mittel- 
alterlichen Stadtwirtschaft. Statt daß man sie als Repräsen- 
tanten der ,„Territorialwirtschaft“ bezeichnet, sollte man lieber 
die Formel gebrauchen, sie stellten die Anfänge der Volkswirt- 
schaft dar?). Die Schritte, die über die Stadtwirtschaft hinaus 
1) Vgl. z. B. oben S. 520 Anm. 6. 
2) S. oben S. 615 Anm. 1. ~ Schmoller scheint öfters einen 
Unterschied zwischen territorialer und staatlicher VWirtschaftspolitik, 
zwischen territorialen und staatlichen Wirtschaftskörpern zu machen. 
Vgl. z. B. Umrisse, S. 28 Anm. 1 und S. 34-37. Er drückt sich je- 
doch nicht ganz klar darüber aus. Auf eine Schwierigkeit im Aus- 
druck weist Ratzel hin. S. oben S. 170 Anm. 1. Für Deutschland 
hat jedoch der Sprachgebrauch dahin entschieden, daß man Terri- 
torium und Staat öfters in verschiedenem Sinne nimmt. Hat man 
die ältere Zeit im Sinne, so spricht man von den „deutschen Terri- 
torien“. Denkt man an das 19. Jahrhundert, so spricht man von den 
„Einzelstaaten“ oder von den deutschen Staaten schlechthin. Für 
uns sind diese Unterschiede nicht von Wichtigkeit, da es eine „Terri- 
torialwirtschaft“ jedenfalls nicht gegeben hat. Der Ausdruck Staats- 
wirtschaft ist in dem uns interessierenden Zusammenhange schon 
deshalb zu vermeiden, weil er den Gedanken an eine ganz andere 
Vorstellungsreihe erweckt. Das, was man allenfalls in jenem Sinne 
Staatswirtschaft zu nennen sich genötigt sehen könnte, läßt sich auch 
als Volkswirtschaft bezeichnen, da bei diesem Begriff, wie er nun 
einmal von Bücher ausgebildet worden ist, nicht sowohl an das na- 
tionale Moment als vielmehr nur an eine bestimmte Art des wirt- 
schaftlichen Austausches innerhalb eines großen Gebietes gedacht 
wird. Vgl. oben S. 584 Anm. 2. Ad. Wagner, Preuß. Jahrbücher, 
Bd. 75, S. 553 macht gegen Schmoller den Einwand, zwischen seiner 
Territorial- und Volkswirtschaft sei nur ein gradweiser Unterschied 
vorhanden. Er gesteht damit implicite also die Existenz einer Terri- 
torialwirtschaft zu. Jm übrigen trifft sein Einwand zu. ~.Es würde 
sehr lehrreich sein, hier noch die Verhältnisse anderer Völker zum Ver- 
gleich heranzuziehen. Vgl. dazu Schmoller, Umrisse, S. 442 ff. und 
oben S. 249 Anm. 2. Allein wir müsssen uns aus Rüctsicht auf den uns 
zur Verfügung stehenden Raum auf die deutsche Wirtschaftsgeschichte 
beschränken. Es mag nur hervorgehoben werden, daß Schmoller 
Umrisse, S. 658 von den französischen pays d’élection bemerkt, sic 
seien schon so groß gewesen, „daß man nicht eigentlich mehr von einer 
territorialen, sondern von einer staatlichen Politik sprechen muß". 
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