Full text: Die politische Ökonomie des Rentners

Der Objektivismus und der Subjektivismus in der politischen Oekonomie 39 
felsohne existiert eine gewisse Gesetzmäßigkeit sowohl zwischen 
diesen beiden Kategorien. (der individuellen und der sozialen) als 
auch zwischen den verschiedenen Reihen derselben Kategorie, ins- 
besondere zwischen den verschiedenen Reihen der voneinander 
abhängigen sozialen Erscheinungen. In der Bestimmung der 
Gesetzmäßigkeit der Beziehungen zwischen den verschiedenen 
sozialen Erscheinungen besteht eben die Methode von Marx. 
Mit anderen Worten: Marx untersucht die Gesetzmäßigkeit der 
Ergebnisse der verschiedenen Einzelwillen, ohne diese 
selbst als solche zu untersuchen; er untersucht die Gesetz- 
mäßigkeit der sozialen Erscheinungen, wobei er von ihrer 
Relation zu den Erscheinungen des individu- 
ellen Bewußtseins abstrahiert!®. 
Wenden wir uns nun den ‚„Wirtschaftssubjekten‘ Böhm- 
Bawerks zu. 
In seinem Aufsatz über K. Mengers Buch („Untersuchun- 
gen usw.‘“) gibt Böhm-Bawerk, in Uebereinstimmung mit den 
Gegnern der österreichischen Schule und Menger selbst zu, daß 
die „Wirtschaftssubjekte‘ der Vertreter der neuen Richtung nichts 
anderes als Atom e der Gesellschaft sind. Die Aufgabe der neuen 
13 Eine derartige. „universalistische‘“ Methode bringt Struve mit dem lo- 
gischen Realismus (im Gegensatz zur „singularistischen‘“ Methode, die in der 
Logik mit dem Nominalismus zusammenhängt) in Verbindung. „In der So- 
zialwissenschaft — sagt Struve — äußert sich die realistische Gedanken- 
richtung vor allem darin, daß das System der psychischen Beziehungen 
zwischen den Menschen, das ist die Gesellschaft, nicht nur als eine reale Ein- 
heit, als eine Summe oder (!) ein System betrachtet wird, sondern auch als 
eine lebendige Einheit, als ein lebendiges Wesen gedacht wird. Solche Be- 
griffe, wie Gesellschaft, Klasse, erscheinen oder werden jedenfalls leicht (!!!) 
zu „Universalitäten‘ des soziologischen Denkens. Sie werden leicht hypo- 
stasiert‘“ (1. c. S. XI). Dies alles wird von Struve nicht etwa zum Beweis der 
Untauglichkeit der Marxschen Untersuchungsmethode angeführt, die er mit 
dem „logisch-onthologischen Realismus von Hegel und . . . der Scholastiker“ 
(S. XXVI) identifiziert. Indessen ist es klar, daß bei Marx auch nur der 
leiseste Hinweis darauf fehlt, daß die Gesellschaft und die gesellschaftlichen 
Gruppierungen als ein „lebendiges Wesen“ (der Ausdruck „lebendige Einheit“ 
ist doch etwas anderes und unbestimmteres) betrachtet werden. - Es genügt, 
in diesem Zusammenhang die Methode von Marx etwa mit der Methode der 
„Sozialorganischen‘“ Richtung zu vergleichen, die zuletzt in der Arbeit Stolz- 
manns vertreten wird. Marx selbst war sich vollkommen über die Fehler des 
Hegelschen logischen Realismus klar. „Hegel geriet... auf die Illusion, das 
Reale als Resultat des sich in sich zusammenfassenden, in sich vertiefenden 
und aus sich selbst sich bewegenden Denkens zu fassen, während die Me- 
thode, vom Abstrakten. zum Konkreten. aufzusteigen, nur die Art für das 
Denken ist, sich das Konkrete anzueignen, es als ein Konkretes geistig zu 
reproduzieren. Keineswegs aber ist es der Entstehungsprozeß des Konkreten 
selbst‘ (K. Marx: „Einleitung zu einer Kritik der politischen Oekonomie“, 
IL. Auflage; „Zur Kritik“, Stuttgart 1907, S. XXXVIJ).
	        
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