§ 10. Der Postverkehr.
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mittel im eigentlichen Wortsinne in ihr gewonnen zu haben, sich als
unerfüllbar herausstellen sollten.
§ 10. Der Postverkehr.
| Auch der für das heutige Verkehrsleben so außerordentlich
ichtige Austausch von Gedanken und Willensakten, wie ihn die Post
ärmittelt, läßt sich geographisch behandeln. Ja, er muß sogar als
ne kulturelle Tätigkeit, die sich mit der Ausgleichung räumlicher
ntfernungen im Interesse des Weltverkehrs befaßt, gerade von diesem
esichtspunkte der Raumüberwindung aus, behandelt werden. Hängt
^Dch von der Art und dem Grade, in dem dies geschieht, die Ent-
’icklung mancher weniger kultivierten Gebiete in sehr hohem Maße ab.
In einer Beziehung ist auch der Postverkehr fest mit dem Raume
jrbunden, läßt sich also auch unmittelbar auf diesen beziehen. Denn
bedarf zu seiner Ausübung einer Reihe von Mittelpunkten sowie
gener Anlagen zur Uebermittelung von Nachrichten. Die Telegraphen-
lien werden dabei öfters ganz wie die Bahnlinien behandelt und auf
:^e Fläche verrechnet werden, ebenso die Fernsprechleitungen, doch
”t das nur in einem einzigen Falle verkehrsgeographisch berechtigt,
: imlich wenn es sich um den Vergleich zweier verschiedener Länder
iteinander handelt, deren Einwohnerzahl dabei weiter nicht berück-
shtigt wird. Einen besseren Vergleich bedeutet aber gerade im
irkehrsgeographischen Sinne die Beziehung der beförderten Dinge
if die Bevölkerung selbst. Denn hier handelt es sich um einen rein
listigen Verkehr, für den man schwer räumliche Gesetze aufstellen
>nn. Für Gütermassen läßt sich eine solche, am Tonnenkilometer
unessene Bezugnahme durchaus durchführen, für den Menschen am
irsonenkilometer; für die geographische Beurteilung der Depeschen
irde dagegen die Einführung eines ähnlichen Maßstabes jedes ver-
inftigen Grundes entbehren, da ja die Entfernung, falls nur ein
raht vorhanden ist, keine Rolle bei der Arbeit der Beförderung
ielt. Zudem tritt bei der Produzierung der Depeschenzahl auf die
svölkerungsmenge auch die geographische Eigenart vieler Länder
it hervor.
Beispiel: Vergleichen wir etwa Deutschland und Großbritannien und Irland
Ineinander. Im Deutschen Beiche kamen auf je 1000 qkm im Jahre 1912 nicht weniger
i: 509 km Telegraphenlinien, in Großbritannien und Irland nur 314 km. Bei dieser
: t von Berechnung würde trotz der geographischen Art der Verrechnung die ver-
l - irsgeographische Bedeutung des Telegraphennetzes im Inselreiche in falschem
^ :hte erscheinen. Erfahren wir dagegen, daß, die Diensttelegramme nicht einge-
:.“hnet, in Deutschland auf jeden Einwohner in dem angeführten Jahre 0,6 in-
J: dische und 0,3 ausländische Depeschen kamen, in Großbritannien und Irland
s : ;egen 1,7 inländische und 0,35 ausländische, so zeigt sich schon daran die größere
rkehrsbedeutung des Telegraphen in dem Hauptlande des britischen Weltreichs,
ergibt sich jedenfalls eine deutlichere Charakteristik der Art der geschäftlichen
§0 tiehungen als die rein räumliche Verrechnung, doch müssen wir uns dabei bewußt
■: iben, daß diese Methode uns schon in das Gebiet nationalökonomischer Fest-
Hungen hinüberführt.
f : r- Aehnlich wie in dem eben gegebenen Beispiel wird man Briefe
v d Postanweisungssummen auf die Bevölkerung beziehen, da die
j- )ße Angabe ihrer Menge keinen Wert besitzt. Als Stoff zu einer
8 ;i t von „Kulturgeographie“ sind diese Verrechnungen jedenfalls von
o ulichem Wert, wie die in vielen geographischen Lehrbüchern ent-
f - Itenen Angaben über Analphabeten, Studierte und anderes mehr.
Dove, Allgemeine Wirtschaftsgeographie. 4