Full text: Autofernstraße Berlin, Leipzig, München, Rom

noch deutlicher sehen. Überall, auch in den verkehrsstarken Gegenden, 
werden Sie die schnelle Abnahme des Verkehrs in einem Abstand von 
20 km von den Städten bemerken, so daß die von uns stets behauptete 
Tatsache zutrifft, daß es einen eigentlichen Fernverkehr in großem Aus- 
maß auch heute noch nicht gibt, Wenn es in Deutschland im Jahre 1920 
61561 Kraftwagen einschließlich 9369 Krafträdern gab, und heute etwa 
350000 Kraftwagen einschließlich rund 250000 Kraiträdern vorhanden 
sind, so hat sich damit nicht etwa auch der Durchgangsverkehr ver- 
1‚eunfacht. Die Abnahme des Verkehrs zwischen zwei größeren Orten 
spielt sich vielmehr wie folgt ab. (Erläuterung einer zeichnerischen Dar- 
stellung.) Das Verkehrsband nimmt stufenartig von den Städten aus- 
zehend schnell ab, es folgt dann bald eine lange, schmale Zwischenstrecke. 
Diese ist maßgebend für den Durchgangsverkehr. Sie können sich das 
als Wasserleitung vorstellen. Durch diese dünnsten Stellen muß der 
Verkehr durchgehen. Aber auch dieses kleinste Maß gibt nicht den vollen 
Fernverkehr, weil darin auch der Ortsverkehr und Seitenverkehr ent- 
halten ist, so daß als Durchgangsverkehr nur etwa 80% dieser schmalen 
Strecke anzunehmen sind. Steigt nun die Zahl der meist in größeren 
Orten beheimateten Kraftwagen und damit der Verkehr, so wird der 
zrößere Anteil dieser Verkehrssteigerung immer wieder auf den Nah- 
verkehr entfallen und nur der kleinere Teil auf den Durchgangsverkehr. 
Yat man also in Deutschland heute eine Autozahl von rund 550 000 Kraft- 
fahrzeugen, oder etwa einen Kraftwagen auf 200 Einwohner, so wird 
sich bei einem Stand von 2750000 Kraftwagen, das fünffache, oder ein 
Kraftwagen auf 40 Einwohner — Belgien hat heute einen Kraftwagen auf 
93 Einwohner —, der Durchgangsverkehr nicht verfünffachen, sondern 
weniger zunehmen. 
Besondere Verhältnisse treten ein, wenn, wie in der Rheinprovinz und 
ın Westfalen, auch im Südwesten Sachsens industriereiche Städte sehr 
nahe aneinander liegen, also näher als 2 X 20=40 km; dann fällt die 
den Durchgangsverkehr charakterisierende schwache Zwischenstrecke 
weg, und wo mehrere Städte an einer Straße liegen, erscheinen Ver- 
kehrsbänder, die den Eindruck des Durchgangsverkehrs machen. Tat- 
sächlich überwiegt auch hier, wie die Verkehrsbänder in größerer Ent- 
iernung zeigen, der Nahverkehr. So beträgt die Entfernung der Stadt- 
grenzen von Düsseldorf und Köln nur 31 km; dazwischen liegen rechts- 
rheinisch noch die industriereichen Orte Opladen, Hilden und Benrath mit 
dem wichtigen märkischen Hinterland. Die dort geplante Autostraße ist 
demnach im wesentlichen durch den Verkehr der benachbarten Städte 
und ihres Hinterlandes bedingt. Es handelt sich also nicht um eine 
Durchgangsstraße, sondern um eine große Industriestraße von nur 31 km 
Länge, die zwischen den Endpunkten noch mehrere Städte berührt, Ein 
ähnliches Beispiel ist das südwestsächsische Industriegebiet mit Chem- 
nitz, Glauchau, Reichenbach, Plauen und dem Kohlenrevier. Weitere
	        
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