Full text: Inlandskapital, Auslandskapital, Kriegstribute

I. Braucht die Börse Kapital? 63 
kulant zum Beispiel 100000 Mark geliehen, so wird der 
Verkäufer, der seinerseits Aktien oder irgendwelche 
Güter kauft, und werden alle weiteren sie gewisser- 
maßen mit dem kreditierten Bankguthaben bezahlen, 
Wenn nun der Schuldner seinen Kredit zurückzahlt, er- 
hält die Bank nur das zurück, was sie auf Grund jener 
Kreditschöpfung ausgeliehen hatte (natürlich mit den 
Zinsen). Es weiter auszuleihen, würde wiederum eine 
Kreditschöpfung bedeuten, abgesehen von den 
Zinsen, die die Bezahlung für eine tauschwirtschaftliche 
Leistung sind, 
War dieser Kredit aber nicht nur verrechnet, sondern 
bar bezahlt, so fehlt die Summe nach der Rückzahlung 
irgendwo anders im Tauschverkehr. Kapital wird also 
dabei nicht frei, höchstens bleibt eine Geldvermehrung 
erhalten, wenn die Bank bei ihrer Kreditschöpfung auf 
die Notenbank zurückgegriffen und diese die Noten ver- 
mehrt hätte. War das nicht der Fall, die Kreditgewäh- 
rung an die Spekulation also nur rechnungsmäßig er- 
folst, so bleibt eben nur eine Buchforderung, die irgend- 
wie ausgeglichen wird, aber kein Kapital übrig. Die 
gegenteilige, sehr verbreitete Meinung ist eine typische 
Folge der „Güterlehre“, des Glaubens; daß eine Sache 
oder auch eine Geldsumme schon an sich Kapital sei. 
Das wird aber auch eine Geldsumme erst durch Wid- 
mung für den Zweck der Geldertragserzielung, 
also durch Ausleihen, Die Kreditschöpfung der Privat- 
banken (anders bei der Banknotenausgabe) ist, wenn 
auch „Geld“ im abstrakten Sinne, doch kein dauernd 
zirkulierendes Geld, sondern verschwindet mif jeder 
Rückzahlung des Kredits. Erst durch neue Einräumung 
eines Guthabens wird sie wieder geschaffen, 
Wird die Forderung der Bank im Abrechnungsver- 
kehr ausgetilgt, so ist auch die Geldaufblähung zu Ende. 
Man kann sich die rein rechnungsmäßige Kreditschöp- 
fung vielleicht als eine stärkere Belastung des Eigen- 
kapitals der Bank oder ihrer Depositen vorstellen, die
	        
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