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[V. Kapitel. a
damit der Andere wisse, der „aufgespannte Schirm“ sei Ausdruck eines
besonderen Wollens. Jener, der Etwas tut, ist sich in zahllosen Fällen
im Augenblicke seines Strebens dessen gar nicht bewußt, er „denkt
gar nicht daran“, daß die durch sein Wollen und Tun bewirkten Ver-
änderungen als „Ausdruck“ für sein Wollen in Betracht kommen. Alle
Wollenausdrücke sind also „willkürliche Ausdrücke“ lediglich in dem
Sinne, daß sie „durch Wollen gewirkte Ausdrücke“ sind, und als
„Zeichen“ für besonderes Wollen in Betracht kommen, keineswegs aber
sind alle Wollensausdrücke „willkürliche Ausdrücke“ in dem Sinne,
daß sie „als Ausdruck absichtliches Körperliches“ darstellen.
Wir müssen vielmehr „unabsichtliche (zufällige und quasi-
zufällige) Wollenausdrücke“ von „absichtlichen Wollen-
ausdrücken“ unterscheiden. „Unabsichtlicher Wollenausdruck“ ist
jedes Körperliche, das als identische wirkende Bedingung dafür in Be-
tracht kommt, daß besondere empfängliche Seelen durch Wahrnehmung
einer Besonderheit jenes Körperlichen den wahren Gedanken gewinnen,
ein besonderes Wollen, in welchem jenes Körperliche nicht als wir-
kender Ausdruck beabsichtigt war, habe die wirkende Be-
dingung für jenes wahrgenommene Körperliche als Wirkungsgewinn
abgegeben. Die Besonderheiten „unabsichtlicher Wollenausdrücke“
finden sich in der Welt niemals als „Natürliches“, wohl aber entweder
als „Quasi-Natürliches“ oder als „Quasi-Künstliches“ oder als „Künst-
liches“, Die Frage, ob besonderes Körperliches in der Welt sich in
Beziehung zu besonderem Wollen als „Quasi-Natürliches“ oder als
„Quasi-Künstliches“ oder als „Künstliches“ darstellt, d. h. entweder
einen durch jenes Wollen gewirkten, aber in jenem Wollen nicht ge-
wußten Wirkungsgewinn, oder einen durch jenes Wollen gewirkten,
in jenem Wollen gewußten, aber nicht gewollten Wirkungsgewinn,
oder einen Gewolltes erfüllenden Wirkungsgewinn darstellt, darf selbst-
verständlich nicht mit der Frage verwechselt werden, ob solches
Körperliches in jenem Wollen als wirkender Ausdruck ent-
weder nicht gewußt oder gewußt, oder nicht gewollt oder ge-
wollt war. Die. „unabsichtlichen Wollenausdrücke“ bilden zusammen
mit den „Triebausdrücken“ die „unabsichtlichen (zufälligen und
‚quasi-zufälligen) Ausdrücke“. Die „unabsichtlichen Wollen-
ausdrücke“ sind aber wieder entweder „zufällige Wollenausdrücke“ oder
quasi-zufällige (quasi-beabsichtigte) Wollenausdrücke“. Ein „zufälliger
Wollenausdruck“ liegt z. B. vor, wenn jemand läuft, ohne zu wissen,
daß ein Anderer durch die Wahrnehmung jener Leibesveränderungen
den Gedanken gewinnt, die wirkende Bedingung für jenes Laufen sei
ein Wollen, „den Zug zu erreichen“. Ein „quasi-zufälliger Wollen-
ausdruck“ liegt z. B. vor, wenn A in Gegenwart des C Etwas zu B
sagt, wobei er weiß, daß durch seine Rede auch C einen Gedanken