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Flamme ist, von Leben sprechen dürfen. Aber alle ‚Wieder-
erweckung‘“ der Vergangenheit, alle „Renaissance“, wie sie zu den
wichtigsten Schicksalen lebenskräftiger Völker gehört, gründet auf
diesem Funken, der oft lange Zeit unter der Asche glimmt, bis er
endlich wieder zur Flamme aufschlägt.
Neben diesem Bereiche der „echten“ Geschichte gibt es nun einen
zweiten Bereich der Vergangenheit, der alles das umfaßt, was auf. die
in der Gegenwart wirksamen Dinge bestimmenden Einfluß ausgeübt
hat, ohne selbst auch weiter zu bestehen, dessen Wirksamkeit also
eine abgeleitete, sekundäre, tertiäre usw. ist. Wenn ich das Christen-
tum als lebendigen Bestandteil der Gegenwart betrachte, so würde das
Judentum (soweit es in jüdischen Kreisen nicht selbst noch lebendig
ist) zu jener Vergangenheit gehören, die zwar auch noch in der Gegen-
wart wirkt, aber nur mittelbar, sekundär, während etwaige vorjüdische
Religionsformen, die die. jüdische Religion beeinflußt haben, als
tertiär wirksam anzusprechen wären usw.
Endlich gibt es Vergangenheit, die völlig außerhalb des Wirkungs-
kreises steht, den wir Gegenwart nennen.
Ich schlage vor, die drei verschiedenen Bereiche der Vergangenheit
den Bereich des Geschichtlichen, des Historischen und des Anti-
quarischen zu nennen. Wobei noch zu beachten ist, daß diese
Unterscheidung nur einen Sinn bekommt, wenn wir die zeitlichen
Phasen durch eine räumliche Bestimmung näher umgrenzen. Diese
räumliche Bestimmung findet füglich statt durch die Einteilung der
gesamten Kulturwirklichkeit in „Kreise“: der „Kulturkreis“ hat seine
eigene „Geschichtlichkeit‘, und von ihm aus läßt sich mit Sicher-
heit sagen, was von der Vergangenheit nur historisch oder gar anti-
quarisch ist. Für den westeuropäischen Kulturkreis etwa scheidet das
Geschehen in dem Kreise der Majakultur fast völlig aus dem Bereich
des „Geschichtlichen‘“ aus — wenigstens bis zum 16. Jahrhundert,
das heißt ehe eine Berührung der beiden Kulturkreise stattgefunden
hatte.
Diese Unterscheidung der drei Bereiche der Vergangenheit gilt nun
auch für die Wirtschaftsgeschichte, das heißt die empirische National-
ökonomie. Aber wir müssen uns klar sein, daß grundsätzlich zwischen
der Erforschung der drei Bereiche kein Unterschied besteht: ich