Einleitung.
Xi
reich zu nennen; viel reicher als mancher Millionärssohn. Schon
eine Mutter, wie die, welche Andrew Carnegie sein Eigen nennen
durfte, ist nicht mit Millionen von Dollars aufzuwiegen, und dann:
welch’ ein geradezu seltenes Glück, solch’ eine Mutter bis ins hohe
Mannesalter hinein an seiner Seite zu haben!
Carnegie macht bekanntlich von seinem Reichtum den denkbar
schönsten und zweckmäßigsten Gebrauch. Er hat schon heute
Hunderte Millionen von Dollars für Volksbibliotheken, öffentliche
Konzerthallen und anderes mehr gespendet. Seine Heimat Schott
land hat er mit einer neuen Universität bedacht, zu der jeder, auch
der Ärmste, wenn er nur Fähigkeiten zeigt, sich Zutritt verschaffen
kann; sie ist so reichlich — mit fünfzig Millionen Mark — aus
gestattet, daß aus den Zinsen des Stiftungskapitals arme tüchtige
Studenten nicht nur freien Unterricht, sondern auch alle ihre Unter
haltungskosten während ihrer Studienzeit beziehen können. Carnegies
praktischer Sinn hat jedoch dieser wahrhaft fürstlichen Stiftung die
Bedingung hinzugefügt, daß die jungen Leute, nachdem sie im
Leben vorwärts gekommen, die für ihre Studien und ihren Lebens
unterhalt aus den Carnegie-Fonds gemachten Auslagen später an
die Fonds wieder zurückzahlen sollen.
Trotz dieser wahrhaft königlichen Geschenke hat Carnegie un
längst einem Freunde erklärt, daß er noch 55 Millionen Pfd. (110 Mil
lionen M.) für öffentliche Zwecke fortzugeben gedenke. Herr
T. W. Stead, der Herausgeber der „Review of Review“ hat aus
gerechnet, daß Carnegies tägliches Einkommen sich auf mehr als
160 000 M. belaufe!
Wie ich bereits früher angedeutet, hatte schon der junge Andrew
eine gewisse Schwäche für Druckerschwärze. Man muß es dem
früheren Depeschenjungen zu seinem Lobe nachsagen, daß er weder
sein zweifelloses, schriftstellerisches Talent noch seine großen Reich-
tümer zu wertlosen literarischen Publikationen gemißbraucht hat.
Seine Bücher sind meistenteils interessant und stets eigenartig.
Dennoch gibt es auf dem von Carnegie gepflegten Felde der Reise
literatur hervorragendere Schriftsteller als den Amerikanisch-Schotti
schen Billionär; dagegen dürfte Carnegie dort, wo er über volks
wirtschaftliche und finanzielle Fragen handelt, kaum so schnell
Seinesgleichen finden. Kein Wunder! Spricht er doch in diesem
Falle nicht als ein von grauen Theorien ausgehender Literat oder Pro