Object: Antike Wirtschaftsgeschichte

Spezereihandel, Geldwirtschaft. 
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behielt. So wurde z. B. die Seide auf dem Landwege aus China 
ans Mittelländische Meer gebracht. In der hellenistischen Zeit 
wurden auch die Wüstenstraßen, welche den Nil mit dem Euphrat 
verbanden, besonders ausgenutzt. Die Straßeuanlagen mit Rast 
stationen waren aber nur zum Teil eine Schöpfung der helle 
nistischen Zeit, sehr vieles hatten auf diesem Gebiete schon die 
Perser getan, die überhaupt in organisatorischer Hinsicht den Ma 
zedoniern und den Römern kräftig vorgearbeitet hatten. 
Der Berkehr mit dem Orient ist besonders durch den Spezerei 
handel bemerkenswert, wenn er auch nicht so überwog wie in der 
älteren Zeit der Schatzhandel. Die Spezereien waren es, die in erster 
Reihe die großen Gewinne brachten, um neuer Absatzgebiete willen 
zog kein griechischer Kaufmann nach Arabien (Diodor XIX, 94). 
Wie einst das Streben nach einem Hort, der sich auf Kinder und 
Kindeskinder vererben sollte, den Handel wesentlich beeinflußte, 
so suchte man nun im Orient Spezereien, Elfenbein, Nashorn 
hörner und ähnliches, und so schien es denn auch den alten Er 
zählern angemessen, daß die drei Magier dem Christuskinde als 
Gaben neben Gold, Weihrauch und Myrrhen brachten (Matthäus 
2, 12). Heute ist dies Streben nach Schätzen und Spezereien stark 
in den Hintergrund getreten, und wir können uns nur schwer eine 
Vorstellung davon machen, wie wertvoll diese Dinge einst dem 
Menschen waren. 
Der ausgebreitete Handel führte zu einer entwickelten Geld 
wirtschaft, die etwa der modernen im 18. Jahrhundert in vielem 
ähnlich war (S. 6). Es sind damals bereits jene Erscheinungen 
zutage getreten, welche in der modernen Wirtschaftsentwicklung so 
großes Aufsehen gemacht haben. Es konnte für Unternehmer ren 
tabel erscheinen, die Gütermenge einzuschränken, obzwar das Be 
dürfnis nach den betreffenden Gütern überaus lebhaft war, weil 
der Gesamtertrag aus dem Verkauf der kleineren Menge größer 
war als jener aus dem der größeren. Strabo nennt es einmal 
einen jüdischen Kniff, daß man bei Pflanzensorten, die allgemein 
benötigt wurden, weniger anpflanze, um die Gesamteinnahme zu 
erhöhen (Strabo, XVII, 1). In einer Zeit, in der die wachsende 
Produktion nicht mehr regelmäßig die Zunahme der Einnahme be 
deutete, wurden alle möglichen Arten von Machinationen und 
Praktiken immer häufiger, von denen uns in der pseudoaristote 
lischen Wirtschaftslehre sowie in Polyäns Kriegslisten zahlreiche, 
wenn auch nicht immer klar zu deutende Beispiele erhalten sind. 
ANuG 258: Neurath, antike Wirtschaftsgeschichte. 0
	        
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