Full text: Antike Wirtschaftsgeschichte

92 Fünftes Kapitel. Das griechisch-orientalische Wirtschaftssystem. 
Maschinenkonstrukteur seiner Zeit, die Stadt zu Wasser und zu 
Land belagerte. Aber auch hier zeigt sich die Größe von Rhodus. 
Die Stadt widerstand siegreich, obzwar sich die Seeräuber, die 
von der Stadt so oft gezüchtigt worden waren, dem Demetrius 
angeschlossen hatten. Dieser glückliche Ausgang hob das Ansehen 
der Rhodier ungeheuer, und sie wußten es auf dem Weltmärkte 
mit Geschick in bare Münze umzusetzen. Im 3. Jahrhundert bil 
dete sich eine Art rhodischer Hegemonie heraus, die Rhodus dazu 
benutzte, den Tempel von Delos und den dortigen Markt seiner 
Machtsphäre einzugliedern, was selbstverständlich mit erheblichen 
Vorteilen verknüpft war. Die Rhodier traten nun häufig als 
Schutzmacht der übrigen Handelsstädte auf, die sich dies gerne ge- 
gefallen ließen. Als z. B. Byzanz sich infolge großer Tributzah 
lungen, die es an kriegerische Küstenvölker zu leisten hatte, am 
Ende des 3. Jahrhunderts in übler materieller Lage befand, er 
hob es, gestützt auf seine ausgezeichnete Lage (Polybius IV, 38) 
am Ausgange der Propontis einen Durchfahrtszoll (Polybius 
IV, 46), wie das auch seinerzeit die Athener mehrfach getan hatten 
(S. 65). Unter Führung der Rhodier erzwangen die Handels 
staaten die freie Durchfahrt (Polybius IV, 47 ff.). Dieses Vor 
gehen der Byzantiner entsprach übrigens ganz der damaligen Art 
der Staaten, gewaltsame Eingriffe vorzunehmen, sowohl Bürgern 
als auch Fremden gegenüber. Benötigte Byzanz z. B. Getreide, so 
zwang es einfach die durchfahrenden Kaufleute, an die Gemeinde 
Getreide zu verkaufen, das es dann an die Bürger verteilte, wo 
bei man sich gar kein Gewissen daraus machte, das Geld noch 
überdies schuldig zu bleiben, andererseits mußten die Kaufleute 
noch froh sein, wenn man ihnen die Schuld entsprechend verzinste. 
Es was dies eine etwas sonderbare Art, bei Landfremden eine 
verzinsliche Zwangsanleihe aufzunehmen (Pseudo-Aristoteles H, 
Wirtschaftslehre II, 3). 
Kyrenewar den mazedonischen Herrschern ohne große Schwierig 
keit zugleich mit Ägypten zugefallen (Arrian, Anabasis VH, 9). 
Es war nicht mehr völlig auf jener Höhe, die es in der vorigen 
Epoche noch innegehabt hatte. Die Entfaltung der Industrie und 
des Handels machte Kyrene zu einem Stapelplatz für die Oasen 
Nordafrikas, denen es europäische Waren zuführte. Daneben trieb 
es einen regen Export, so verkaufte es Silphion, Straußfedern, 
Honig, Wolle, Felle und vieles andere. Von den Ptolemäern fiel 
Kyrene durch ein Testament an die Römer, die es zunächst für
	        
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