Karthago, Provinzen.
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suchten sie besonders Metalle zu erlangen. Eine der reichsten Städte
der Welt, konnte es Karthago mit allen Staaten aufnehmen, stan
den doch dieser Stadt ungeheure Einkünfte zur Verfügung. Daß
Karthago auf Grund der Friedensverträge überaus große Summen
nach Nom ohne allzu große Schwierigkeiten zahlen konnte, charak
terisiert diesen Reichtum am besten. Ta Karthago die unterwor
fenen Gebiete nicht dem Staatsverbande einzugliedern suchte, wie
dies Rom gern tat, war seine Herrschaft lange nicht so gefestigt.
Am wenigsten zeigten sich die Mängel der Staats- und Heeres
verfassung auf dem Gebiete der Marine, da hier in erster Reihe
die Schiffe entscheidend waren, die selbst jenen der Griechen, selbst
verständlich jenen der Römer vor dem Beginn der Punischen Kriege
in allen Stücken überlegen waren.
Der Zusammenstoß zwischen Rom und Karthago führte zu
Kämpfen, die mehr als hundert Jahre in Anspruch nahmen. In
dieser Zeit wurde Rom immer mehr in die Händel des ganzen
Mittelmeerbeckens verwickelt. Nachdem einmal die Grenzen
Italiens überschritten waren, gab es kein Halten mehr. Zunächst
suchte Rom, nachdem es im 3. Jahrhundert in Sizilien die erste
Provinz erworben hatte, in der Zölle und Steuern erhoben wurden
(Appian, Sizitische Geschichte 2), noch in Italien selbst sich weiter
auszudehnen und in der durch ihre Fruchtbarkeit berühmten (Cicero,
über den Staat III, 15) Poebene festzusetzen, dann aber kümmerte
man sich bereits um die illyrischen Seeräuber, schützte Griechen
städte, rückte in Mazedonien ein, okkupierte im weitern Verlauf der
Kämpfe mit Karthago am Anfang des 2. Jahrhunderts Spanien
und verkündete gleichzeitig die Freiheit der Griechen. Krieg auf
Krieg mit den hellenistischen Reichen folgte, bis schließlich die rö
mische Macht von Spanien bis nach Mesopotamien, von Nord
afrika bis nach Britannien reichte. Zwar gab es unter den leiten
den Staatsmännern zur Zeit der Punischen Kriege solche, welche
die Einrichtung von Provinzen gern vermieden hätten, sie konnten
aber die Entwicklung nur hemmen, nicht aufhalten. Darunter litt
freilich die einst so straff organisierte römische Einheit, Bürger
kriege erschütterten fast alle Länder des Mittelmeeres. Auch die
Rechtssicherheit innerhalb des Reiches konnte zuweilen nur unter
Anwendung schärfster Gewaltmittel behauptet werden. So konnten
die staatsmäßig organisierten Seeräuber Kretas und Ziliziens nur
nach langjährigen Kämpfen gebändigt, ebenso die Sklavenaufstände
nur durch bedeutende Feldherrn niedergeworfen werden. Die
ANuG 258: Neurath, antike Wirtschaftsgeschichte. 7