Full text: Antike Wirtschaftsgeschichte

Getreideimport, Reformen. 
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sation wollte man nicht schreiten. Schon die Kriege um die Mitte 
des 2. Jahrhunderts konnten unter diesen Umständen nur noch 
mit Mühe geführt werden. Reformen verschiedenster Art wurden 
versucht, so z. B. die Einschränkung von Grundbesitz auf dem 
ager publions (Plutarch, Ti. Gracchus 8). Es sollte eine be 
stimmte Zahl der Knechte freigeboren sein und ähnliches mehr 
(Appian, Bürgerkriege I, 8). Alles vergeblich, die Ausdehnung 
der wirtschaftlichen Macht nahm zu, ohne daß dadurch die untern 
Kreise der Bevölkerung gefördert worden wären. Sklavenunruhen 
(Appian, Bürgerkriege I, 9) verschärften nur die Schwierigkeiten, 
die ein Mann wie Scipio für unlösbar hielt. Die gracchische 
Bewegung setzte nun ein. Es sollte eine eigene Kommission — 
wie solches auch in der griechischen Welt, so z. B. im 4. Jahr 
hundert in Zelea, einer Stadt Kleinasiens, vorgekommen war — 
eingesetzt werden, die alles ehemalige Staatsland feststellen sollte, 
um es streng vom Privatland zu sondern und dann ganz oder 
teilweise zu verteilen (Plutarch, Ti. Gracchus 9). Um diese neuen 
Bauernstellen zu sichern, sollte eine Art Fideikommißgüter (Appian, 
Bürgerkriege I, 10) für Bauern geschaffen werden, wie dies ja 
auch heute von manchen gefordert wird, indem die Güter unver 
äußerlich sein sollten und der Bauer eine Art Erbpächter des 
Staates. Selbstverständlich erregte dies bei allen Besitzenden einen 
Sturm der Entrüstung, der zum Teil durch die Verluste unrecht 
mäßigen Besitzes hervorgerufen war (Plutarch, Ti. Gracchus 9), 
zum Teil aber auch durch die Empörung über die Störung wohl 
begründeter Besitzrechte, war doch vielfach jede Erinnerung im 
derzeitigen Besitzer daran erloschen, daß er auf Staatsland seine 
Villen und Besitzungen habe. Bald darauf wurden auf Anregung 
des Tiberius Gelder ans Volk verteilt, wozu der Nachlaß des 
Königs von Pergamum, den dieser dem römischen Volke vermacht 
hatte, eine gute Gelegenheit bot. Trotz verschiedener Hindernisse 
gingen die Äckergesetze durch, und eine Kommission wurde gewählt 
(Plutarch, Ti. Gracchus 13). Die politische Situation wurde 
dadurch kompliziert, daß Tiberius Gracchus die neue Klasse der 
Geldleute, die Ritter gegen die Aristokratie zu verwenden suchte, 
indem er ihr Vorrechte anbot. Die Opposition der alten Äristo- 
kratie brachte ihm 133 den Tod (Appian, Bürgerkriege I, 16). 
Die Ackerkonimission aber blieb in Täligkeit, Scipio, der sich ihr 
entgegenzustellen suchte, wurde wahrscheinlich getötet (Äppian, 
Bürgerkriege I, 20). Gajus Gracchus suchte die Politik seines
	        
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