Full text: Die Steigerung der Produktivität der deutschen Landwirtschaft im neunzehnten Jahrhundert

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Ländereien lässt sich heute nicht mehr genau feststellen. Wir haben nur 
Beispiele für einzelne Provinzen. So hatte die Kurmark 4123000 Morgen 
Acker, wovon aber 636240 Morgen nur selten bestellt wurden, und zwar: 
alle drei Jahre einmal .... 391739 Morgen, 
„ fünf „ „ .... 7745 „ 
„ sechs „ „ .... 125195 „ 
„ neun „ „ .... 57 567 „ 
„ zwölf „ „ .... 54105 „ 
Die Neumark besass im Jahre 1784: 
an fünfjährigem Land 3382 Morgen, 
„ sechsjährigem „ 21356 „ 
„ neunjährigem „ 12099 „ 
„ zwölfjährigem „ 6164 „ 
43001 Morgen. 1 ) 
Diese Beispiele geben uns einen Mafsstab dafür, um wieviel wir etwa 
die oben für das Ackerland gefundene Ziffer zu erhöhen haben, um die 
Wirklichkeit zu treffen. 2 ) Ich glaube, dass allen in Betracht kommenden 
Faktoren genügend Rechnung getragen wird, wenn man, unter gleichzeitiger 
Berücksichtigung der Insuffizienz der Aussaattabellen, die obigen 32441177 
auf rund 36000000 erhöht und somit für 1802 das Ackerland Preussens, 
das ist der 108829749 Morgen Gebietsumfang vom Jahre 1864, auf 
36000000 Morgen oder 33% der Gesamtfläche bestimmt. Im Jahre 1864 
wurden auf derselben Fläche 55146079 Morgen oder 50,67 % Ackerland 
ermittelt. Im Jahre 1900 hatten die alten Provinzen Preussens bei einem 
Gesamtumfang von 27429340 ha 14424627 ha oder 52,59% Ackerland. 
Von 1802—1864 ist also die Ackerfläche in Altpreussen um 53,55 % 
gewachsen, - voll 1864—1900 nur um 3,79 %, von 1802—1900 um 59,36 %. 
Man wird vielleicht geneigt sein, das rapide Wachstum des Acker 
landes von 1802—1864 übertrieben zu finden und darauf zurückzuführen, 
dass die Ziffer für 1802 zu niedrig angenommen sei, aber man unter 
schätzt dann unseres Trachtens die Wirksamkeit der Momente, welche 
die Ausdehnung des Ackerlandes ermöglicht und gefördert haben. Diese 
Momente waren die Landeskulturgesetzgebung, das Wachstum der Be 
völkerung und die hohen Getreide- und Güterpreise der ersten beiden 
Jahrzehnte. Die Aufhebung des Untertänigkeitsverhältnisses und Ver 
leihung der persönlichen Freiheit an die Bauern gaben dem ganzen Stande 
mehr Ansehen und Anziehungskraft und förderten die Entfaltung der 
persönlichen Tüchtigkeit, die nun nach einem grösseren Felde der Be 
tätigung strebte. Die Beseitigung des Vorrechts, das nur adlige Güter 
1 ) Conrad, Agrarstatistische Untersuchungen; nach Borgstede, Statistische Be 
schreibung der Mark Brandenburg. I. Teil. Berlin 1788; bezw. Bratring, Stat. topo 
graphische Beschreibung der gesamten Mark Brandenburg. Berlin 1809. 
2 ) Man kann übrigens verschiedener Ansicht darüber sein, ob ein Stück Land, das 
nur alle 9 oder 12 Jahre oder noch seltener einmal umgebrochen wird, noch überhaupt 
zum Ackerland zu zählen sei. Viele Differenzen bei den alten Schätzungen mögen z. T. 
durch diesen Umstand bedingt worden sein.
	        
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