38 Zweiter Teil. Handel. I. Die Volkswirtschaft.
Metallgeld vorhanden, ist dasselbe doch nur bei eineni kleinen Teil der Tauschgeschäfte
Tauschobjekt.
In diesem Zustand werden nur wenige Tauschgeschäfte vorgenommen. Zwischen
den Privatwirtschaften besteht noch kein regelmäßiger Tauschverkehr. Die Produktion
in ihnen ist noch eine isolierte. Städte und Stadtwirtschaften existieren noch nicht.
Der Staat erfüllt seine, aber nur geringen, Leistungen zum Teil direkt durch unent
geltliche Zwangsarbeitsleistungen seiner Angehörigen. Soweit er materielle Mittel
gebraucht, eine Staatswirtschast existiert, beschafft er sich dieselben aus eigenem Ver
mögen (Grundbesitz) oder durch, den Staatsangehörigen auferlegte, Naturallieferungen.
Seine Beamten erhalten die Entschädigung für ihre Arbeitsleistungen in unmittelbaren
Gebrauchsgütern (Domänenwirtschaft, Naturalabgaben, ein Lehnsnexus in den mannig
fachsten Formen und Abstufungen).
Die Naturalwirtschaft ist ein charakteristisches Merkmal von Ackerbauvölkern bis
zu ihrem Libergange zur Stufe eines Gewerbe- und Handelsvolkes. Sofern bei Jäger-,
Fischer- und Hirtenvölkern Tauschgeschäfte vereinzelt vorkommen, sind es auch Natural
tauschgeschäfte.
2. Die Geld wirtschaft setzt die öffentlich-rechtliche Institution des Metall
geldes in gemünzten Stücken voraus, dessen sich die Bevölkerung als allgemeinen Tausch
mittels und Preismaßes und als gesetzlichen Zahlungsmittels bedient. Sie bezeichnet
den Wirtschastszustand, der diese Institution hat, und in dem bei Tauschgeschäften in
der Regel dies Geldgut als Tauschmittel und Preismaß zur Anwendung kommt.
Naturaltauschgeschäfte kommen zwar auch noch vor, aber sie treten gegenüber den Geld
tauschgeschäften völlig in den Hintergrund. Die produktive Bevölkerung gliedert sich
in zahlreiche Erwerbs- und Berufsklaffen. Land- und Forstwirtschaft, ^Bergbau,
Fischerei, Gewerbe, Handel, das Transport- und Versicherungswesen und persönliche
Dienstleistungen sind selbständige Erwerbs- und Berufszweige. Die Produttion ist
wesentlich eine Produktion von Tauschgütern (materiellen Gütern, Arbeitsleistungen),
die gegen Geld ausgetauscht werden. Das Geld selbst wird als Gegenstand der Geld
leihe eine Einkommensquelle.
Die Geldwirtschaft beginnt historisch mit der Entstehung der Städte und in ihnen
und verbreitet sich dann auch in der Landbevölkerung. Wie im Verkehr der Privat
wirtschaften kommt sie auch in den öffentlichen Wirtschaften zum Durchbruch. In den
Staatswirtschaften tritt allmählich an die Stelle der reinen Doinänenwirtschaft und der
Naturallieferungen ein Steuersystem von Geldsteuern und die Bezahlung der Beamten
in Geld. Einnahmen und Ausgaben der Gemeinden und Staaten werden Geld-Einnahmen
und -Ausgaben.
Die Geldwirtschaft entwickelt sich in verschiedenen Abstufungen mit der Ausbildung
der Arbeitsteilung und der gesellschaftlichen Produttion bei Gewerbe- und Handels-
Völkern und charakterisiert deren Volkswirtschaft.
3. Die Kredit wirtschaft ist der Zustand der Volkswirtschaft, in welchem ein
großer Teil der Tauschgeschäfte als Kreditgeschäfte abgeschlossen wird und zahlreiche
Kreditpapiere als Geldsurrogate dienen, die, sofern sie Geldversprechen sicherer Schuldner
sind, durch die Existenz von Banken tatsächlich Kauf- und Zahlkraft haben wie das
Metallgeld.
Die Tauschgeschäfte sind ebenfalls noch entweder Geld- oder Naturaltauschgeschäfte,
in der Regel erstere. And das Geld ist noch wie bei der Geldwirtschaft allgemeines
Preismaß, allgemeines Tauschmittel und gesetzliches Zahlungsmittel. Aber, wie gesagt,
viele Geldtauschgeschäfte sind Kreditgeschäfte, und das Geld wird, als Tausch- und
Zahlmittel, tatsächlich vielfach durch Kreditpapiere ersetzt. Insbesondere werden viele
Waren auf Kredit verkauft und zahlreiche Geldleihgeschäfte gemacht. Kreditvermittler
befördern das Zustandekommen solcher Geschäfte. Der Warenabsatz und die Produttion