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Prischhaltungsmittel für Stallmist.
B. Beurteilung der Einstreumittel.
Der Wert der Einstreumittel hängt in erster Linie von dem Wasser
aufsaugungsvermögen und, wie Holdefleiß anniramt, von ihrer Fähigkeit ab, die
rasche Zersetzung des Düngers einzuschränken, dann aber auch davon, wie sich die
Teile der Einstreu, oh fest oder locker, unter den Tieren bezw. in den Düngergruben
zusammenlagern. Je fester sich die Teile aneinanderlagern, je weniger Luft also
eingeschlossen bleibt, bezw. zutreten kann, um so besser für die Erhaltung der
Stallmist-Bestandteile; denn die Verluste an Stickstoff bezw. organischen Stoffen
überhaupt sind um so größer, je mehr Luft zutreten kann. Aus dem Grunde sind
grobstengelige, harte Einstreumittel, wie z. B. Heidekraut, Kartoffelkraut usw.. ferner
alle erdigen Einstreumittel zu verwerfen, weil sie der Luft zu viel Zutritt gestatten
und sich erstere, ebenso wie Sägespäne, zu schwer zersetzen.
Im allgemeinen hängt die Dichtlagerung mit dem Wasseraufsaugungsvermögen
zusammen, d. h. je größer das letztere, um so dichter ist die Lagerung und umgekehrt.
Bei Beurteilung der Frage, ob ein Moor zur Torfstreu-Bereitung geeignet
ist, ist zu beachten, daß die Schichten eines und desselben Moores in der Tiefe
wie an verschiedenen Punkten in schnellem Wechsel häufig bedeutende Unterschiede
in der Zusammensetzung aufweisen. Es empfiehlt sich daher, an mehreren Stellen
der Fläche am besten Profile aus der ganzen Höhe der in Betracht kommenden
Schichten zu entnehmen und die einzelnen Schichten, sofern sie äußerlich ver
schieden sind, getrennt zu untersuchen.
Aus der äußeren Beschaffenheit der Proben, aus den Resten der Pflanzen,
durch welche sie gebildet worden sind, aus dem Grade, bis zu welchem die Humifikation
vorgeschritten ist, läßt sich von vornherein schon ein ungefährer Schluß auf die
Brauchbarkeit des Moores zur Einstreu ziehen. Je weniger zersetzt das Moor ist,
desto größer ist sein Vermögen, Wasser aufzunehmen, desto geringer ist der Abfall
an Staub bei der Verarbeitung zu Torfstreu. Auf letzteren Umstand muß besonders
bei Grastorfproben geachtet werden.
II. Bindungsmittel für Stallmist.
Zur Bindung des Stickstoffs im Stallmist, bezw. zur Verhütung von Stickstoff
verlusten werden in Vorschlag gebracht: Gips, Superphosphatgips, d. h. freie
bezw. wasserlösliche Phosphorsäure enthaltender präzipierter Gips,
Phosphatgips (Äuslaugungsrückstand von der Darstellung des sogenannten Doppel
superphosphats), Superphosphat, ferner Kainit, Kieserit, Eisenvitriol,
Schwefelsäure u. m. a. und für Jauche auch eine phosphorsäurehaltige
Schwefelsäure.
Über die Untersuchung dieser Einstreu- und Bindungsmittel vergl. unter
„Düngemittel“ die, betreffenden Abschnitte.
Der Wert aller dieser Bindungsmittel für Stallmist ist ein sehr frag
würdiger.
Die Wirkung derselben beruht darauf, daß sie einerseits wie freie Säure
direkt das Ammoniak oder wie Gips, Kainit und Kieserit nach Umsetzung in kohlen-
saures Calcium usw. und schwerer flüchtiges schwefelsaures Ammon, z. B. CaS0 4 -V
+ (NH 4 ) 2 C0 8 = CaC0 3 + (NH 4 ) 2 S0 4 , das leichtflüchtige, kohlensaure Ammon binden,
andererseits wie freie Phosphorsäure, Schwefelsäure, Kainit, Kieserit und Eisenvitriol
als antiseptische Mittel die Fäulnis hemmen und dadurch vor Stickstoffverlusten
schützen.