Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

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Futtermittel. 
ordentliche Mannigfaltigkeit der Wuchsformen zeigen. Ihre Kolonien sind kreide 
weiß. Die Mycelfäden dieser Monilia-Pilzo teilen sich wie die von Oidium lactis in 
gestreckte Oidien auf, aus denen in diesem Falle aber wieder kleine, kugelrunde 
torulaartige Zellen sprossen, die meist infolge ihres Fettgehaltes stark lichtbrechend 
sind. Diese Torulakonidien entwickeln auf geeigneten Nährböden anfangs meist ein 
Sproßmycel elliptischer Zellen, an dem erst etwas später wieder Mycelfäden auf- 
treten. Ebenso wie die in Oidien aufgeteilten Fäden treiben auch die elliptischen, 
hefenartigen Zellen schließlich die kugelrunden, torulaartigen Zellen (Fig. 225, S. 417). 
Ferner kommen in Futtermitteln Sproßpilze verschiedener Art, und zwar 
echte Saccharomyceten, Mycoderma- und Torula-Arten vor. 
Die Schimmelpilze pflegen erst bei einem Wassergehalt der Futtermittel 
von 14—15 °/ 0 aufzutreten. Das Schimmeln wird meistens durch Eurotium repens 
eingeleitet, dem bald unter Umständen Eurotium rubrum folgt. Bei einer Feuchtigkeit 
von etwa 20 °/ 0 erscheint eine Anzahl weißer Pilze, die sowohl Sproßmycel als 
Fadenmycel bilden; bei 25°/ 0 Feuchtigkeit beschließt meistens Penicillium glaucum 
die ScMmmelung; bei einer solchen von 30 °/ 0 gewinnen die Schizomyceten die 
Oberhand in den Futtermitteln. Die Schimmelpilze verzehren in den Futter- und 
Nahrungsmitteln in erster Linie Kohlenhydrate, dann aber auch Fett, so daß 
stark verschimmelte Futter- und Nahrungsmittel nur mehr wenig Kohlenhydrate 
und wenig Fett (bei den lange und schlecht aufbewahrten Ölkuchen) enthalten und 
dabei an Protein sich relativ d. h. prozentig anreichern. 
B. Schizomyceten. Alle Futtermittel enthalten Bakterien der verschiedensten 
Art. Eine Unterscheidung nach dem mikroskopischen Bilde wie bei höheren Pilzen 
ist hier ausgeschlossen, da der Wechsel der Formen zu geringfügig ist. Eine sichere 
Erkenntnis der verschiedenen Arten ist nur durch morphologische und physiologische 
Untersuchungen an den rein gezüchteten Pilzen möglich und solche Untersuchungen 
werden, wenn sie ihren Zweck erreichen sollen, einem geschulten Bakteriologen 
überlassen werden müssen. 
Von den saprophytischen Bakterienarten der Futtermittel seien als die 
wichtigsten folgende Arten erwähnt: 
a) Kohlenhydrate vergärende Bakterien. 
Hierher gehören zunächst die Milchsäure-Bakterien, von denen sowohl 
Kokken- wie Stäbchenbakterien auftreten. Teils vergären sie die Zuckerarten ohne 
Gasentwickelung, teils unter Entwickelung von Wasserstoff und Kohlensäure. Zu der 
ersten Gruppe gehören diejenigen Arten, die die regelrechte Säuerung beim Ein 
säuern des Grünfutters, des Sauerkrautes, der Sauerteiggärung durchführen, und 
die sich durch die Fähigkeit, besonders große Mengen Säure zu bilden, auszeichnen. 
Sie sind die Milchsäure-Bakterien par excellence und sind dem Bacterium lactis 
acidi Leirhmnnn, der Hauptsäuerungs-Bakterie der Milch, verwandt. Zu der zweiten 
Gruppe gehören die Verwandten des Bacterium lactis aerogenes und Bacterium coli. 
Sie erzeugen außer Milchsäure aus Zuckern meist noch andere Säuren, insbesondere 
Bernstein- und Essigsäure, ferner Wasserstoff und Kohlensäure, und sind gegen 
höhere Säuregrade meist empfindlicher als die Arten der ersten Gruppe. 
Die Milchsäure-Bakterien wachsen sowohl bei Luftzutritt wie -abschluß, besser 
unter letzterer Bedingung. 
Eine andere Gruppe von Säuerungs-Bakterien sind die Buttersäure-Bak- 
t e r i e n, die teils Laktate teils Kohlenhydrate zu Buttersäure vergären. Bei den Gär- oder 
Sauerfuttermitteln ist diese Art der Gärung nicht erwünscht. Bei Anwesenheit einer 
genügenden Menge Milchsäure-Bakterien tritt die Buttersäure-Gärung nicht ein, da die
	        
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