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Milch und Molkerei-Erzeugnisse.
fahren c und d ahscheiden und diese alsdann neutralisieren. Die brauchbarsten
Verfahren sind folgende:
a) Verfahren von A. Devarda. 1 ) 50—100 g des von der Rinde befreiten
Käses werden in kleine Stücke geschnitten — wohl besser auf einer Reibe zer
rieben — oder mit wenig Wasser in einer Reihschale verrieben und in einer
Wolfbauerschen Scheideflasche 3 ) mit 50—80 ccm Wasser, 100—150 ccm Äther
und mit 2 Tropfen Phenolphthalein-Lösung versetzt. Das Ganze wird fleißig ge
schüttelt und so lange mit verdünnter Kalilauge versetzt, bis die wässerige Flüssigkeit
deutlich rot gefärbt bleibt. Darauf wird das Ganze noch einige Male gehörig ge
schüttelt. Die nach kurzer Zeit sich abscheidende Ätherfettschicht wird abgezogen,
nötigenfalls filtriert und der Äther abdestilliert. Das so gewonnene Fett wird bei
100° getrocknet und, wenn notwendig, nochmals filtriert.
b) Verfahren von A. Kirsten. 8 ) 50—100 g der zerriebenen, zerdrückten
oder sonstwie zerkleinerten Käsemasse werden (bei wasserarmen Hartkäsen unter
Zusatz von etwas Wasser) in einer großen Reibschale mit Äther zu einem dünnen
Brei zerrieben. Gleichzeitig wird zur Neutralisation der freien Säure so viel stark
verdünnte Kalilauge zugegeben, bis eine deutlich alkalische Reaktion 4 ) nachweisbar
ist. Der Brei wird in Soxhletsche Schüttelflaschen gefüllt und in diesen durch
kräftiges Umschütteln mit mehrmals erneuerten Äthermengen versetzt, die mindestens
4 / 2 Stunde mit der Käsemasse in Berührung bleiben. Zur besseren Abscheidung
der Ätherfettlösung kann man die Flaschen in der Soxhl et sehen Handschleuder
(vergl. S. 456) zentrifugieren. Trübe Fettlösungen werden filtriert, der Äther ab
destilliert und das Fett unter schwachem Durchleiten von trocknem Wasserstoff
bei 100° getrocknet.
c) Verfahren von K. Windisch. 5 ) 60—100 g zerkleinerte Käsemasse
werden in einer Reibschale mit der l 4 / 2 —2-fachen Menge Salzsäure vom spezifischen
Gewicht 1,125 zerrieben, die Mischung in ein Becherglas übergeführt und im
kochendem Wasserbade erhitzt, bis das Fett sich als klare ölige Schicht an der
Oberfläche der braunen bis violetten Flüssigkeit abgeschieden hat. Darauf stellt
man das Becherglas in eiskaltes Wasser, bis das Fett erstarrt ist, hebt die Fett
scheibe heraus, spült sie mit kaltem Wasser gut ah, bringt sie in eine Porzellan-
schale, gibt zur Entfernung etwa in dem Fette enthaltener kleiner Mengen Salz
säure Wasser hinzu, erwärmt bis zum Schmelzen des Fettes und rührt Wasser
und Fett mit einem Glasstabe leicht durcheinander. Man läßt das Fett wieder er
starren, hebt die Fettscheibe ab, trocknet sie mit Filtrierpapier sorgfältig ab,
schmilzt sie und filtriert das getrocknete Fett durch ein trocknes Filter.
Auf diese Weise erhält man das Neutralfett einschl. der im Käse vorhandenen
freien und der darin in Form von Seifen vorhandenen Fettsäuren. Um das für
die Prüfung auf Reinheit allein zu untersuchende Neutralfett zu erhalten, löst
man das erhaltene Fett in Alkohol und Äther, setzt einige Tropfen alkoholischer
Phenolphthaleinlösung hinzu und versetzt die Lösung unter starkem Umschütteln
4 ) Zeitschr. f. analyt. Chem. 1897, 36, 751.
2 ) Diese Flasche hat in der Mitte eine starke Einschnürung und besteht somit gleich
sam aus zwei verbundenen Kugeln.
3 ) Zeitschr. f. Untersuchung d. Nahrungs- und Genußmittel 1898, 1, 742.
4 ) In der Vorschrift ist nicht angegeben, wie dieselbe nachgewiesen werden soll; da
die Beschreibung des Verfahrens sich in der Arbeit von A. Kirsten unmittelbar an das
Devardasche Verfahren anschließt, so darf wohl angenommen werden, daß auch hier
2 Tropfen Phenolphthaleinlösung zugesetzt werden sollen.
5 ) Arb. d. Kaiserl. Gesundh.-Amt. 1898, 14, 554 und 1900, 17, 281.