Zuokercouleur.
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rechtsdrehenden Stoffe (darunter das sog. Amylin) in der alkoholischen Flüssigkeit
gelöst; verdampft man den größten Teil des Alkohols und setzt das 4—6-fache Volumen
Äther zu, so werden sie gefällt und lassen sich durch Lösen in Wasser, Entfärben
mit gereinigter Knochenkohle auf ihre rechtsdrehenden Eigenschaften untersuchen.
Durch Fällen und Reinigen mit Alkohol läßt sich nach Schmitt und
Cobenzl ein Körper „Gallisin“ (C 12 H 24 O 10 ) isolieren, welcher zum Unterschiede
von Dextrin Fehlingsche und Knappsche Lösung reduziert, mit schwachen Säuren
in Glukose übergeht und stark rechtsdrehende Eigenschaften besitzt.
4. Asche. 5—10 g Stärkezucker bezw. -sirup werden eingetrocknet, dann
verkohlt und die Kohle mit Wasser ausgezogen usw. (vergl. S. 195).
5. In Wasser unlösliche Stoffe. 20 g Stärkezucker oder -sirup werden in
300—500 ccm Wasser gelbst, durch ein vorher getrocknetes und gewogenes Filter
filtriert, hinreichend ausgewaschen und der auf dem Filter verbliebene Rückstand
nach dem Trocknen bei 106° gewogen. Derselbe kann weiter gleichzeitig zur
mikroskopischen Untersuchung dienen.
6. Viskosität. Der Stärkesirup wird u. a. auch deshalb gern zur Bereitung
von Fruchtsirupen, Zuckerwaren usw. verwendet, weil von ihm zur Erzielung einer
gleichen Zäh- oder Dickflüssigkeit weniger als von Rohrzucker erforderlich ist.
Um die Zähflüssigkeit eines Stärkesirups festzustellen, kann man sich nach Verl 1 )
des Viskosimeters von Engler oder des Konsistenzraessers von Weiß bedienen.
Uie Gebrauchsanweisung ist den Apparaten beigefügt.
7. Säure-Gehalt des Stärkesirups. Wenngleich nach 0. Saare 2 ) der Säure-
Gehalt für die Brauchbarkeit des Stärkesirups z. B. für die Bonbons-Herstellung
nicht maßgebend ist, so soll er doch erforderlichenfalls in der Weise bestimmt werden,
daß 50 g Sirup in 50 ccm Wasser gelöst und mit 1 / 10 N.-Natronlauge versetzt
werden, bis ein Tropfen der Lösung, auf hellem, neutralem Lackmuspapier aus-
gestrichen, eben die Rotfärbung verschwinden läßt, so daß die Farbe des Lackmus-
papiers unverändert bleibt. Andere Papier-Indikatoren dürfen nicht angewendet
werden. Der durch die verbrauchten ccm 1 / 10 N.-Natronlauge angezeigte Säure-
Gehalt wird auf Schwefelsäure (H. 2 S0 4 ) umgerechnet und als solcher ausgedrückt.
8. Grädigkeit. Die Grädigkeit eines Stärkesirups wird nach wie vor in
s °g- alten Graden Beaume 8 ) ausgedrUckt; Sirup von 44° Be. ist demnach
e in solcher, welcher ein spezifisches Gewicht von 1,44 bei 14° R. oder 17,5° C,
mit den zulässigen Schwankungen von 1,433—1,447 zeigt. Das spezifische Gewicht
s °ll direkt im Pyknometer — ein bei der Marke abgeschliffenes 50 ccm-Kölbchen
mit Glasdeckel — bestimmt werden. Man bringt eine bestimmte Menge Sirup in
das Pyknometer, wägt, entlüftet alsdann durch Erwärmen, kühlt ab und wägt
Wieder.
Zuckercouleur.
Die Zuckercouleur wird meistens aus Stärkezucker, nur selten aus Rübenzucker
unter Zusatz von etwas Natriumkarbonat hergestellt. Man unterscheidet:
1. Spirituosen- oder Rumcouleur (zum Färben der Spirituosen), welche
in 80 %-igem Alkohol vollständig löslich sein oder, wie man sagt, „stehen“ muß.
9 Zeitschr. f. Untersuchung d. Nahrungs- u. Genußmittel 1900, 3, 217.
~) Zeitschr. f. Spiritusindustrie 1902, 25, 479.
3 ) Die Tabelle XIV am Schluß gibt neue Grade Beaumd an; die alten Grade liegen
von 2,0° anfangend bis 50° steigend um 0—1,0° niedriger als die neuen Grade.
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