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Rohstoffe und Erzeugnisse der Spiritusfabrikation.
1. Prüfung auf Diastase. Da die Diastase der süßen Maische, welche wirk
sam aus dem Zuckerbildungsvorgang hervorgegangen sein muß, während der Gärung
eine Nachwirkung auf das Dextrin auszuüben hat, so ist die Bestimmung derselben
sehr wichtig, besonders aber dann, wenn eine mangelhafte Vergärung stattgefunden hat.
M. Märcker verfährt wie folgt: 100 ccm klares Maischefiltrat werden
mit 10 ccm dünnem Stärkekleister — erhalten durch Verkleistern von 1 g Stärke
mit 100 ccm Wasser — versetzt und 1 / 2 Stunde auf 60° erwärmt. Ist noch hin
reichend wirksame Diastase vorhanden, so darf die nach dieser Zeit mit Jodlösung
(siehe oben & 663) angestellte Prüfung keine Blaufärbung mehr geben.
Lintner schlägt folgendes Verfahren vor; Einige Korner Guajakharz werden
mit absolutem Alkohol Ubergossen; auf 1—2 ccm dieser stets frisch zuzubereitenden
Lösung setzt man einige Tropfen käufliches Wasserstoffsuperoxyd, indem man eine
etwa entstandene Trübung durch Zusatz von Alkohol aufhebt. Zu dieser Lösung
gibt man tropfenweise klares und ungekochtes Maischefiltrat. Enthält letzteres
wirksame Diastase, so tritt sofort oder doch innerhalb weniger Minuten eine starke
Blaufärbung ein; 0,1 g Diastase auf 200 ccm Wasser gibt diese Reaktion sofort,
andere Fermente, wie Pepsin, Invertin, dagegen geben sie nicht.
2. Bestimmung der Maltose. 200 ccm Maischefiltrat werden in einem 1 j i 1-
Kolben mit 2—3 ccm Bleiessig und einigen Kubikzentimetern einer verdünnten
Phosphorsäurelösung versetzt, auf 250 ccm aufgefüllt, gemischt, filtriert und vom
Filtrat 50 ccm in einem 1 / 4 1-Kolben abgemessen; man versetzt diese erst zur Aus
füllung des überschüssigen Bleies mit 5 °/ 0 -iger Schwefelsäure im geringen Über
schuß, füllt auf 250 ccm auf, filtriert und bestimmt in 25 ccm hiervon = 4 ccm des
ursprünglichen Maischefiltrats nach vorheriger Neutralisation der Schwefelsäure mit
Natronlauge die Maltose nach S. 230.
3. Bestimmung des Dextrins. 200 ccm Maischefiltrat werden mit 10 ccm Salz
säure von 1,125 spezifischem Gewicht durch 3-stündiges Erwärmen im kochenden
Wasserbade invertiert und dann wie bei süßer Maische (S. 664) weiter behandelt.
4. Saccharometrische Prüfung; Bestimmung des Yergärungsgrades. Die
Saccharometer-Anzeige ist für die vergorene Maische noch viel unzuverlässiger als
für die süße, weil in derselben das Verhältnis von nichtzuckerartigen Stoffen zu
Zucker ein noch größeres ist, und weil sich ferner während der Gärung außer
Alkohol noch allerlei Nebenerzeugnisse (wie Milchsäure, Buttersäure, Essigsäure,
Glyzerin usw.) bilden, welche die Saccharometer-Anzeige fehlerhaft beeinflussen.
Um den Einfluß des Alkohols aufzuheben, kann man 200 g des Maischefiltrats
durch Kochen im Wasserbade von Alkohol befreien, nach dem Erkalten wieder auf
das gleiche Gewicht bringen und das entgeistete, auf 17,5° temperierte Maische
filtrat mit dem Ballingschen Saccharometer bezw. mit der Westphalschen Wage
oder dem Pyknometer auf spezifisches Gewicht prüfen und die letzterem ent
sprechenden Extraktprozente in Tabelle No. XIII am Schluß ablesen.
Man kann aber auch den fehlerhaften Einfluß des Alkohols durch Rechnung
eliminieren, wenn man den scheinbaren Vergärungsgrad (Saccharometergrade
des alkoholhaltigen Maischefiltrats) und den Alkoholgehalt der Maische ermittelt.
Wenn nämlich:
S = spez. Gewicht der alkoholfrei gedachten Maische,
Sj = spez. Gewicht der alkoholhaltigen Maische,
s = spez. Gewicht einer Mischung von Alkohol und Wasser von der Stärke des
Alkoholgehaltes der Maische ist,
so erhält man folgende Gleichung:
, S = S a + (1 - s).