Essig.
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Etwa vorhandene Oxalsäure gibt sich durch Zusatz von Gipslösung zu
erkennen und kann durch Filtrieren, Glühen und Wägen des Kalkes quantitativ
bestimmt werden. (1 g CaO = 1,286 g Oxalsäure.)
8. Scharfe Pttanzenstoffe. 50 oder 100 ccm Essig werden mit Alkali oder
kohlensaurem Alkali genau neutralisiert und eingedampft; der mit Wasser wieder
aufgenommene Rückstand darf nicht scharf schmecken oder an Äther keine Be
standteile abgeben, welche einen scharfen Geschmack besitzen. Uber den chemischen
Nachweis von Bitterstoffen vergl. 693 und unter „Bier“.
9. Nachweis von Metallen. Zum Nachweise von Metallen werden 200—500 ccm
verdampft, der Rückstand bei farblosen, extraktarmen Sorten direkt mit salzsäure
haltigem Wasser aufgenoramen und in die (nötigenfalls filtrierte) Lösung Schwefel
wasserstoff geleitet. Oder man äschert den Trockenrückstand unter Zusatz von
etwas Soda und Salpeter ein und verfährt zum Nachweise bezw. zur quantitativen
Bestimmung der Metalle nach S. 203. Auf Kupfer kann auch bei farblosen Essig
sorten wie bei Branntwein (S. 694) geprüft werden,
10. Nachweis von Farbstoffen. Für die Färbung des Essigs kommen dieselben
Farbstoffe wie bei den Spirituosen (S. 692) bezw. dem Wein in Betracht, und
werden die Farbstoffe auch wie bei diesen nachgewiesen.
11. Nachweis von Frischhaltuugsmitteln. Dem Einmachessig werden mit
unter zur Erhöhung der haltbarmachenden Wirkung noch stärker wirkende Frisch
haltungsmittel, vorwiegend Salizylsäure, zugesetzt. Dieselbe weist man nach
Ausschütteln des Essigs mit Äther wie bei Milch S. 479 nach. Behufs Nachweises
der Borsäure wird der Essig alkalisch gemacht, eingedampft, verascht und die
Asche wie bei Milch S. 480 auf Borsäure geprüft. Den Formaldehyd kann man
direkt im Essig, oder nach vorheriger Destillation wie bei Milch S. 482 nachweisen,
wobei zu berücksichtigen ist, daß nach B. Farnsteiner 1 ) Essig, der keinen Zusatz
von Formaldehyd erhalten hat, ebenfalls eine schwache Formaldehydreaktion
gehen kann.
12. Unterscheidung der einzelnen Fssigsorteu. Die einzelnen Essigsorten lassen
sich nur im unvermischten Zustande einigermaßen sicher unterscheiden.
Branntweinessig hat einen rein sauren Geschmack und hinterläßt nur
wenig Abdampf- und Glührückstand — letzterer ist von neutraler oder schwach
alkalischer Reaktion —•.
Wein-, Bier- und Obstessig liefern dagegen mehr oder weniger Abdampf
rückstand (0,50—-1,50 %) und eine alkalisch reagierende Asche mit mehr oder
weniger Kali und Phosphorsäure. Die Asche beträgt selten weniger als 0,26 °/ 0 .
Der Obst- und Weinessig kann ferner an dem Gehalt von Glyzerin, be
sonders aber an dem von Äpfelsäure bezw. Weinstein erkannt werden. Zur
Bestimmung von Weinstein verdampft man etwa 1 / 2 1 Essig auf 100 ccm ein, setzt
nach dem Erkalten ein gleiches Volumen Alkokol zu und läßt eine Zeitlang stehen;
der sich alsdann ausscheidende Weinstein wird gesammelt und wie unter „Wein“
an gegeben ist, bestimmt.
Mitunter enthalten die Weinessige auch freie Weinsäure, welche wie bei
»Wein“ bestimmt werden kann. Hierbei ist indes zu bemerken, daß dem Brannt-
wcinessig zuweilen Weinsäure zugesetzt wird.
Die Obst- (Äpfel- und Birnen-) Essige (Cideressig) lassen sich an ihrem
rehalt an freier Äpfelsäure erkennen. Man dampft eine größere Menge des
ss!gs ein und fällt mit Bleiacetat, welches bei Gegenwart von Äpfelsäure einen
l ) f orsohungsberiohte über Lebensmittel 1896, 3, 54.