Obstkraut, Rübenkraut und Malzkraut.
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Hiernach dient zur Unterscheidung und zum Nachweise von Verfälschungen
in erster Linie das optische Verhalten der Lösungen, ferner der Gehalt an Invert
zucker und an invertierharem Zucker.
Zusatz von Eiibenkraut zu Obstkraut vermindert die Linksdrehung, den Ge
halt an Invertzucker, vermehrt dagegen den Gehalt an Saccharose, an Stickstoff,
Phosphorsäure und Kali.
Zusatz von Stärkesirup und Maltose zu Obstkraut vermindert die Linksdrehung
oder führt sie in .eine größere oder geringere Rechtsdrehung über; ebenso erhöht
Stärkesirup-Zusatz zu Rübenkraut die Rechtsdrehung, wobei dann gleichzeitig der
Gehalt an direkt reduzierendem Zucker erhöht wird. Reines Obstkraut dreht bei
einer Verdünnung von 1: 10 im 200 mm-Rohr des Laurentschen Halbschatten-
Apparates mindestens 4° links, Rübenkraut dagegen mindestens 5° rechts usw.
Obstkraut enthält zwischen 46,80—57,80 °/ 0 Invertzucker und zwischen 0—6,52 °/ 0
Saccharose (bezw. invertierbare Zuckerarten), Rübenkraut zwischen 13,67—22,64 %
Invertzucker und 37,76—51,09 °/ 0 Saccharose; Obstkraut enthält ferner 0,159 bis
0,241 °/ 0 Stickstoff, Rübenkraut dagegen zwischen 0,617—0,921 °/ 0 Stickstoff usw.
Als weitere Unterscheidungsmittel gibt Kyll 1 ) an, daß Obstkraut beim Eintauchen
und Herausziehen eines Glasstabes keinen, Rübenkraut dagegen einen laugen Faden hält;
daß ferner bei einer Lösung von 1 Teil Kraut in 100 Teilen Wasser das Filtrat von Obst
kraut nach Ansäuern mit Salzsäure keinen, Rübenkraut dagegen einen flockigen Nieder
schlag von organischen Stoffen gibt. Beides ist richtig. Wenn indes Kyll glaubt, nach
diesen Prüfungen noch 10 bezw. 6 °/ 0 Rübenkraut im Obstkraut erkennen zu können, so
gehört hierzu ohne Zweifel viel Übung und Erfahrung. Wir haben wenigstens in einigen
Pallen bei Zusatz von weit mehr als 5 °/ 0 Rübenkraut zu Obstkraut keinen Niederschlag
mit Salzsäure erhalten können.
7. Zink und Kupfer. Beide Metalle können aus den verwendeten Gerätschaften
in die Erzeugnisse dieser Art geraten. Das Zinkoxyd fand sich früher besonders
häufig in gedörrtem (amerikanischem) Obst.
Qualitativ läßt sich das Kupfer häufig dadurch nachweisen, daß man in
die mit Salzsäure angesäuerte Kraut- usw. Lösung einen blanken Eisenstift oder
auch ein blankes Messer legt und etwa 24 Stunden darin liegen läßt. Bei Gegen
wart von Kupfer überzieht sich die blanke Eisenfläche mit einem roten Anflug von
Kupfer. Quantitativ bestimmt man beide Metalle wie dieses bei „Pflanzenasche“
(S. 203) angegeben ist.
8. Schweflige Säux-e. Kraut wie sonstige Obst-Erzeugnisse bezw r . Obst-Dauer
waren werden vielfach geschwefelt bezw. mit schwefliger Säure versetzt, vorwiegend
Uni ihnen, besonders dem Dörrobst, ein schönes Aussehen zu verleihen. Die
schweflige Säure wird zwar, wie beim Wein an Aldehyd, beim Dörrobst und den
Obst-Erzeugnissen an Zucker 2 ) gebunden 8 ); diese Verbindung, „glukosesclrweflige
Säure“, wird aber, wie W. Kerp nachgewiesen hat, in wässeriger Lösung hydrolytisch
1 ) Chem.-Ztg. 1889, 13, 66.
2 ) Freie schweflige Säure ist im Dörrobst und in den Obst-Erzeugnissen wahrscheinlich
nicht enthalten; wo sie auftritt, muß das Auftreten auf hydrolytische Spaltung zurück
geführt werden. Der Gehalt an schwefliger Säure geht beim Lagern des Dörrobstes bezw.
p r Obst-Erzeugnisse nur unwesentlich zurück; eine wesentliche Verminderung findet aber
61 der küchengemäßen Zubereitung des geschwefelten Obstes statt. Auch Proteinstoffe
nd Zellulose vermögen anscheinend schweflige Säure anzulagern.
j, 3 ) Vergl. W. Fresenius u. L. Grünhut, Zeitsohr. f, analyt. Chemie 1903, 42, 33;
■ harnsteiner, Zeitschr. f. Untersuchung d. Nahrungs- u. Genußmittel 1903, 6, 33;
i n " Kerp, ebenda 1903, (i. 66; 1904, 8, 53; ferner Arbeiten a. d. Kaiser!. Gesundheitsamte
19 °4, 21, 180.