Full text: Die deutschen Getreidezölle

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> ,I)ic Hoohsohutzzollpolitik Hohenblums und der österreichische 
Bauernstand. Wien 1910.“ Pantz weist nach, daß 90—95 % 
des österreichischen Bauernstandes durchaus kein Interesse 
an hohen Getreidepreisen haben, vielmehr'durch hohe Getreide 
preise in ihrer Viehzucht erheblich geschädigt werden. Die 
österreichische Statistik zeigt auch, daß hohe Getreide 
preise niedrige Viehpreise nach sich ziehen, 
besonders, wenn die Heuernte schwach ausfällt, weil der Bauer 
gezwungen wird, sein Vieh um jeden Preis loszuschlagen. 
Selbst in eigentlichen Getreidegegenden, wie Niederösterreich, 
fließt die Haupteinkommensquelle der bäuerlichen Wirtschaft 
aus der Viehzucht. 
Für Württemberg sagt Marqirard 1 ) auf Grund seiner 
Berechnungen; „Wirklich greifbare Vorteile von höheren 
Zöllen haben nur die Güter mit über 50 ha Besitz“, d. h. 0,19 % 
sämtlicher Betriebe. -— In Baden haben nach Ruhland 
(1884) 1 2 ) nicht mehr als 2 % der landwirtschaftlichen Betriebe 
Gn Interesse an den Getreidezöllen. Nach der Erhebung der 
öadischen Oberamtmänner 3 ) 1902 haben kein Inter 
ne an Zöllen 14,6 % der Bevölkerung, ein geringes Interesse 
%, ein mäßiges Interesse 6,2 %, ein erhebliches 0,6 % und 
direkten Nachteil von ihnen erwarten 
% aller Familien des Landes. In diesem 
Lande mit durchgehendem Kleingrundbesitz, mit günstigem 
Klima und Boden, in welchem 50,8 % aller Familien Brot- 
frueht bauen, erzeugen doch nur 28,7 % von ihnen ihren 
Jahresbedarf an Brotfrucht. Erst bei einer Betriebsfläche von 
0 ha etwa beginnt der Verkauf von Brotfrucht. 
1 ) Marquard, Württemberg und der Brotgetreidezoll. Stuttgart 
1902. 
a ) Zeitschrift des Landwirtschaftlichen Vereins für Bayern 1884, S. 438. 
3 ) Nach Moritz Hecht: Die bayrische Landwirtschaft am Ausgang 
des XX. Jahrhunderts, Karlsruhe 1903.
	        
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