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der alljährlich in verschiedenen deutschen Städten zusammen-
trat, entwickelte sich zur'Haupttriebkraft der deutschen Frei-
handelsbewegung; durch seine Berichte und Enqueten übte er
einen entscheidenden Einfluß auf die Gesetzgebung des Zoll
vereins aus. In der Erörterung zoll- und handelspolitischer
Fragen ragte besonders Dr. Otto Michaelis hervor, der damalige
Handelsredakteur der Nationalzeitung, und der später als
Referent über Zollangelegenheiten im Abgeordnetenhause und
an der Seite Delbrücks im Reichskanzleramt sich so große Ver
dienste um die Sache der Handelsfreiheit erwarb. Neben ihm
wirkten Karl Braun, Lette, Prince-Smith, Schultze-Delitzsch,
Viktor Böhmert, Soetbeer, Alexander Meyer u. a.
Auf dem ersten Kongreß wurde ein Ausschuß für das Zoll-
Wesen eingesetzt, dessen Arbeiten durch das folgende Programm
bestimmt wurden:
1. Möglichste Vereinfachung des Tarifs und vollständige
Aufhebung aller finanziell unerheblichen Zölle.
2. Beseitigung oder Ermäßigung derjenigen Schutzzölle,
Welche aus dem wirtschaftlichen Bewußtsein der Gegenwart
als unvereinbar mit einer gesunden industriellen Entwicklung
anerkannt sind.
3. Sicherung einer Zolleinnahme, welche der jetzigen nicht
^achsteht.
Auf der Versammlung, die 1859 in Frankfurt a. Main
abgehalten wurde/traten die Ziele des Kongresses schon in
konkreter Gestalt hervor. Man verlangte die Aufhebung der
Durchfuhrzölle, die sowohl ihre wirtschaftspolitische wie ihre
finanzpolitische Bedeutung verloren hatten. Sie wurden am
1- März 1861 vollständig beseitigt. Ferner forderte man Auf
hebung der sogenannten „allgemeinen Eingangsabgabe“. Sie
tr af alle Artikel, die im Tarif nicht mit besonderen Zollsätzen
versehen oder als zollfrei bezeichnet waren. Diese Abgabe
Wu,, de durch den Zollvereinstarif vom Jahre 1865 aufgehoben.
Rbenso sollten die Zölle, welche die Einfuhr der notwendigsten
bebensmittel und der sonstigen landwirtschaftlichen Produkte
belasteten, abgeschafft werden. Wie aus folgender Tabelle her-
v ergeht, fielen sämtliche Agrarzölle im Jahre 1865.