Full text: Die Zeit der preußischen Freihandelspolitik

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Schlachtfeld errang, auch den handelspolitischen Bestrebungen 
Preußens zum Siege verhall'. Die Hindernisse, welche der deut 
schen Einigung bisher in der Verfassung des deutschen Bundes 
und des Zollvereins entgegengetreten waren, wurden beseitigt. 
Der deutsche Bund wurde aufgelöst, und die deutschen Staaten 
wurden jetzt nur noch durch den Zollverein zusammen gehalten, 
der eine völlig neue Verfassung erhielt. 
Die Generalkonferenz und das liberum veto wurden be 
seitigt. An ihre Stelle trat der Zollbundesrat und das Zoll 
parlament. So war zum erstenmal für ganz Deutschland ein 
gesetzgebender Körper geschaffen, dessen Zusammensetzung 
auf dem Allgemeinen Wahlrecht beruhte. „Es war doch ein 
mal etwas Merkwürdiges“, sagt Ludwig Bamberger in seinen 
vertraulichen Briefen aus dem Zollparlament, „etwas zu Merk 
würdiges, um ganz unfruchtbar und erfolglos zu bleiben: daß 
zum ersten Male überhaupt die Abgeordneten des deutschen 
Volkes in der größten deutschen Stadt des größten deutschen 
Staates zusammentraten und damit den Grundstein zu einer 
künftigen Hauptstadt des künftigen Deutschen Reiches wie 
zur künftigen Gesamtvertretung der künftigen Nation legten.“ 
Auf dem volkswirtschaftlichen Kongreß, der 1867 in 
Hamburg stattfand, durfte Michaelis mit Genugtuung kon 
statieren, daß das Programm, das der Kongreß 1858 aufge- 
stellt hatte, in allen Punkten durchgeführt war. Die Ermäßi 
gung der Schutzzölle war erfolgt, die Allgemeine Eingangs 
abgabe war aufgehoben, die Getreidezölle waren verschwunden, 
und viele von den finanziell unerheblichen und wirtschaftlich 
nachteiligen Zöllen waren beseitigt. Auch die damals schon 
geforderte Reform der Zollvereinsverfassung war durchgeführt 
worden. Als neues Programm stellte der Kongreß jetzt auf: 
Die konsequente Beseitigung des Schutzsystems und die Zu 
rückführung des Tarifs auf wenige nach finanziellen Rück 
sichten ausgewählte Positionen. Man wollte der Verwirk 
lichung eines Systems reiner Finanzzölle entgegenstreben, und 
die Regierung war bereit, dazu die Hand zu bieten. Bismarck 
hat bei verschiedenen Gelegenheiten das Finanzzollsystein 
als Endziel der zollpolitischen Entwicklung bezeichnet. 
Am 21. Juni 1869 sagte er im Zollparlament: 
„Ich glaube, daß unsere Zollgesetzgebung sich nach der
	        
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