Programm des Humanistischen Sozialismus.
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tive Arbeit ein Segen, denn wenn es heute, wo so
viele kräftige Männer unter Waffen stehen, schon
überflüssige Arbeitskräfte gibt, wohin würde man
kommen, wenn ohne Verbesserung der Arbeitsgelegen
heiten bei plötzlicher Abrüstung dieser Zufluß die
Arbeitslosigkeit vermehren würde? Es muß daher
jede Friedensbewegung, wenn sie klar gedacht und
ehrlich für das Gesamtwohl gemeint ist, die Sozial
reform in unserem Sinne zu fördern suchen, ja zur
Vorbedingung haben. Im übrigen ist es höchste Zeit,
der Wertschätzung des Militarismus ein Ende zu
setzen, denn nicht allein auf die bürgerlichen Kreise
ist sein Einfluß hemmend und störend, sondern auch
auf die wissenschaftlichen Bestrebungen wirkt er, wie
das besonders in den jüngsten therapeutischen Er
rungenschaften der Medizin zu bemerken ist, verflachend
und verödend ein.
9. Die Hebung der sittlichen Zustände, welche
unter dem kapitalistischen System in erschreckender
Weise entartet sind. — Besonders wird eine allgemeine
körperliche, geistige und sittliche Erneuerung der
zivilisierten Völker in allen Schichten stattfinden durch
Beseitigung oder mindestens starke Verringerung des
Genusses sowohl der alkoholischen Getränke wie des
Kaffees, des Tees und des Tabaks, zumal wenn dazu
eine positive Hygiene von Jugend auf treten wird.
Denn vom Boden der modernen Weltanschauung
wissen wir, daß der Geist, die Seele nicht etwas vom
Körper Getrenntes ist, das, von außen in denselben
hineingeraten, ohne engste Beziehung zu ihm lebt,
sondern daß der Geist, die Seele lediglich als eine
Erscheinungsform des gesamten Körpers besteht, daß
demnach auch das geistige und sittliche Verhalten
dem Befinden des gesamten Organismus entsprechen
Wehberg, Die Bodenreform. 2