Die Bodenreform im Lichte des Freihandels.
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•die Ausbeutung weniger Tüchtiger durch die große Masse.
'Wie ersteres verwerflich, so ist letzteres ebenso un-
. annehmbar.
Mit diesen Einwänden ist auch der Kern der Gegen-
; gründe gegen den Kommunismus von unserem wirtschaft
lichen Standpunkte aus getroffen, nicht aber etwa mit solchen,
welche der Begründer der „Freisinnigen Zeitung“ unter
dem Titel „Sozialdemokratische Irrlehren“ ins Feld führt.
Eugen Richter will die Bestrebungen der Sozialdemokratie
:z. B. damit vernichten, daß er ihren Anhängern vorhält, bei
einer gleichen Verteilung .der Produktion kämen kaum
:200 Mark mehr auf die Familie und deshalb lohne es sich
nicht, Räuber und Mörder zu sein. Natürlich sind ihm
•Grundrente, Zins und Untemehmerprofit ein Intangibile.
Aber weiß er denn nicht, daß die Gütervermehrung infolge
der Anhäufung der großen Vermögen in wenigen Händen
gehemmt ist, da sich die Konsumtion in umgekehrtem Ver
hältnisse zu ihr befindet? Die Produktion wird gewiß bei
gerechter Verteilung des Arbeitsertrages, ohne daß des
wegen der sozialdemokratische Staat festgesetzt werden
müßte, eine zehnfach höhere sein.
Wie der Kommunismus in dem Umsturz alles Bestehenden
die Rettung erblickt, so erstrebt der Humanistische
Sozialismus — humusethumanitas— der Bodenreformer
in langsamer und organischer Weise, in Anknüpfung an die
bestehenden Zustände eine Neuordnung, welche sowohl der
Gerechtigkeit als auch den individuellen und sozialen Be
dürfnissen der Gegenwart und der Zukunft nach jeder Weise
Rechnung trägt.
Der Humanistische Sozialismus vernichtet nicht den
Individualismus, den die Sozialdemokratie notwendig zer
stören muß, er rottet nicht das sittliche Selbstgefühl aus,
er läßt im Gegenteil den einzelnen die volle Freiheit und
beschränkt sie nur soweit, als ihre Selbstsucht mit den