W acholderspitzen
470
Wachs
teurer und feiner ist, während das letztere einen
an Terpentinöl erinnernden Geruch besitzt. •—
Das Wacholderbeeröl wird durch Destilla
tion der zerquetschten Beeren mit Wasserdampf
in Menge von 0,3—2 o/ 0 gewonnen. Das farblose
oder blaßgrünliche, dünnflüssige Öl besitzt, wenn
es aus ausgesuchten reifen Früchten bereitet
wurde, einen sehr feinen aromatischen Geruch
und löst sich in fünf bis zehn Teilen 900/oigen
Alkohols; eine klare Lösung erhält man aber
meist nur bei ganz frisch destillierten Ölen. Das
spez. Gew. beträgt 0,860—0,882. Wacholderbeer
öl besteht hauptsächlich aus dem Kohlenwasser
stoffe Pinen, daneben finden sich noch Käm
pften, Terpinenol, ein dem Terpineol ähnlicher
Alkohol, und Kadinen. Es wird als harntreiben
des Mittel, vor allem aber zur Herstellung von
Likören verwandt. —• Das Wacholderholz
öl ist meist ein über Wacholderholz destilliertes
Terpentinöl oder ein mit diesem verschnittenes
Wacholderbeeröl. Es findet als Einreibungs
mittel bei Gicht und Rheumatismus sowie in der
Tierheilkunde Anwendung. —Wacholderteer
(Wachold erteeröl, Kaddigöl, lat. Oleum
juniperi empyreumaticum, s. Oleum cadinum,
frz. Huile de cade, engl. Oil of cade) wird durch
trockne Destillation des Holzes von Juniperus
oxycedrus, einer im Mittelmeergebiet und
Kaukasien heimischen Wacholderart hergestellt.
Die rot- bis schwarzbraune, dicke Flüssigkeit
von harzig-brenzligem, an Wacholder erinnern
dem Geruch findet als Wundbalsam gegen
Ausschläge bei Menschen und Tieren Verwen
dung.
Wacholderspifzen (Wacholdern’adeln, lat.
Summitates juniperi, frz. Somnit6s de geniövre,
engl. Jumper tops), die Zweigspitzen des
Wacholderstrauches (Juniperus com
munis), finden, wie die Wacholderbeeren, als
blutreinigendes und harntreibendes Mittel Ver
wendung.
Wachs (lat. Cera, frz. Cire, engl. Wax). Ur
sprünglich verstand man unter W. nur das
Bienenwachs,, hat diese Bezeichnung aber
später auf eine Reihe anderer ähnlich aussehen
der Stoffe wie Japanwachs, Karnaubawachs
usw. übertragen, die in besonderen Abschnitten
besprochen sind. Das W. schlechthin, das Bie
nenwachs, ist ein Verdauungsprodukt der
Biene, Apis mellifica, welches diese in den
Stöcken zum Aufbau der Waben benutzt. Zu
seiner Gewinnung werden die durch Pressen
oder Zentrifugieren vom Honig befreiten Waben
in siedendem Wasser geschmolzen und dadurch
von den zu Boden sinkenden Verunreinigungen
befreit. Nach nochmaligem Umschmelzen wird
die Masse dann in Scheiben oder Brote ge
gossen. Dieses sog. Gelb- oder Rohwachs
(Cera flava) besitzt, wenn es von jungen Stöcken
stammt (Jungfernwachs), eine schmutzig
weißgelbliche, sonst eine gelbe oder, bei in
dischen, afrikanischen und amerikanischen Sor
ten, eine graubraune bis dunkelbraune Farbe,
körnigen Bruch und angenehmen Geruch nach
Honig. In der Kälte spröde, wird es in der
Hand weicher und knetbar, beim Kauen klebt
es, zum Unterschied von harzhaltigem W., nicht
an den Zähnen. Für verschiedene Zwecke, be
sonders zur Herstellung von Kerzen, wird das
W. durch Bleichen in weißes Wachs (Cera
alba) übergeführt. Man bedient sich hierzu ent
weder der Rasenbleiche, indem man . das in
feine Fäden oder Späne zerteilte W., bisweilen
unter Zusatz von Terpentinöl, den Strahlen der
Sonne aussetzt, oder man behandelt das W. mit
chemischen Oxydationsmitteln, wie Chlorkalk,
Kaliumpermanganat oder -dichromat oder Was
serstoffsuperoxyd. Durch letztere Mittel wird
das W. aber chemisch verändert und für ver
schiedene Zwecke unbrauchbar. Ein Zusatz von
etwa 50/0 Talg, der das Bleichen erleichtert und
die Geschmeidigkeit erhöht, gilt als zulässig,
hingegen ist ein Weißfärben mit Weinstein,
Alaun, Bleiweiß, Schwerspat, Gips oder Kreide
als Verfälschung zu beurteilen. — Das W. ist
in Wasser unlöslich und in kaltem Alkohol nahe
zu unlöslich. Von kaltem Äther werden etwa
50 0/0, von kaltem Chloroform 25 0/0 aufgenom
men. Siedender Alkohol entzieht dem W. die
Zerotinsäure, während es von ätherischen Ölen,
Chloroform, Äther, Schwefelkohlenstoff, Benzin,
Benzol und Tetrachlorkohlenstoff leicht und
vollständig gelöst wird. Der Schmelzpunkt liegt
bei 62—64°, das spez. Gew. beträgt 0,960—0,970.
Gebleichtes W. ist im allgemeinen härter, sprö
der und auch etwas schwerer als das gelbe W.
Seiner chemischen Zusammensetzung nach un
terscheidet sich das W. von den Fetten durch
das gänzliche Fehlen von Glyzerin. Es besteht
hauptsächlich aus Zerin^ einem Gemisch von
freier Zerotinsäure und etwas Melissin-
säure, und aus Myrizin (Palmitinsäure-Me-
lissylester) neben geringeren Mengen Zeryl-
alkohol und Kohlenwasserstoffen, — Bei dem
verhältnismäßig hohen Preise des W. sind Ver
fälschungen häufig zu beobachten, zu deren Er
kennung einige leicht auszuführende Vorprü
fungen mit Erfolg herangezogen werden können.
Reines W. nimmt Kreidestriche an. Es schmilzt
zu einer klaren Flüssigkeit, während zugesetzte
Mineralstoffe, Erbsen- und Getreidemehle sich
in pulveriger Form abscheiden. Beim Kochen
mit der zofachen Menge Weingeist darf die
nach dem Erkalten filtrierte Lösung nicht ge
färbt sein, nicht sauer reagieren und durch
Wasser nur schwach opalisierend werden. Gelb
färbung deutet auf fremde Farbstoffe, starke
Trübung auf Zusatz von Stearinsäure hin. Beim
Kochen mit zehn Teilen Wasser und drei Tei
len Kristallsoda soll sich das W. nach dem Er
kalten über (der wäßrigen klaren Flüssigkeit
wieder abscheiden, während beim Entstehet)
einer Emulsion Verdacht auf Beimischung von
Fetten oder Stearinsäure besteht. Die genaue
chemische Analyse setzt die Bestimmung der
Säurezahl (19—21), der Esterzahl (73—76)
und der Verseifungszahl (etwa 95) voraus-
Das Verhältnis zwischen SäureT und Esterzahl,
die sog. Verhältniszahl, beträgt meist 3,6 bis
3,8. — Das W. findet vielfache Verwendung zu
feineren Kerzen, Wachsstöcken, Pflastern, Sal
ben und Pomaden, Figuren, Blumen und Appre
turen. Es wird in großen Mengen aus dem Aus
lande eingeführt, 1913 rund 3 Millionen Kilo
gramm, davon etwa 1 Million Kilogramm aus
Deutsch- und Portugiesisch-Ostafrika. — Ver
wachs (Propolis) ist ein in Alkohol lösliches
Harz, das von den Bienen zum Befestigen der