Full text: Merck's Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe

Chinesischgrün 
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Chinin 
Die echte Ch. bildet fast faustdicke, längliche, 
knotige Stücke, die außen braunrot, innen blaß 
rötlich gefärbt sind und ziemliche Schwere haften, 
wonach die Güte der Ware bemessen wird. Der 
Geschmack ist schleimig, etwas bitter und krat 
zend. Die Wurzeln sind oft stark wurmstichig, 
die Löcher aber nicht selten durch Einreiben 
mit Ton u. dgl. vertuscht. Die Verwendung der 
Droge ähnlich der Sassaparilla hat fast ganz 
a ufgehört. 
Chinesischgrün (frz. Vert de chine), einen 
grünen aus China kommenden Farbstoff, der dort 
a us der Rinde gewisser Arten von Kreuzdorn 
(Rhamnus) bereitet werden soll, erhält man teils 
m kleinen tafelförmigen Stücken, teils in der 
Form, wie er lufttrocken aus den Filtrierbeuteln 
genommen wird. Er gleicht dann bald Orange 
schnitten, bald einer getrockneten Zitrone, und 
zeigt auf der Oberfläche einen blaugrünen Schein, 
auf dem Bruche metallischen Kupferglanz, jedoch 
schwächer als bei Indigo. Ch. läßt sich leicht 
Pulvern, ist in Wasser löslich und behält auch 
bei künstlichem Lichte, ebenso wie die damit 
gefärbten Stoffe, seine schöne grüne Farbe. 
Din ähnlicher Farbstoff ist das Lo-kao (Dukao) 
von Rhamnus utilis und chlorophora, das in 
Form dünner muldenartiger Scheibchen aus China 
eingeführt wurde, jetzt aber nach dem Verfahren 
v °n Charvin in Lyon aus einheimischen Kreuz 
dornarten hergestellt wird und zum Färben von 
Wolle und Seide dient. 
Chinesischrot, diesen Namen führt teils der 
natürliche, aber präparierte Zinnober, teils der 
nps dem Safflor dargestellte rote Farbstoff, das 
Karthamin. 
Chinidin (lat. Chinidinum, frz, Quinidine, engl, 
vuinidin) hat nach und nach eine ganze An 
zahl von Namen erhalten, wie: ß-Chinin, Kon- 
thinin, Chinotin, kristallisiertes Chinioidin usf. 
infolgedessen wird man sich, vor allem bei 
a Jteren Angaben, zu vergewissern, haben, wel- 
Die Chinabase eigentlich gemeint ist. Das Ch. 
(ndet sich fast in allen Chinarinden, die zur 
'“bininherstellung dienen, und wird gewöhnlich 
? us dem Chinoidin dargestellt. Es kristallisiert 
]e nach dem Lösungsmittel in glänzenden Pris- 
?j e n, Rhomboedern oder Blättchen, schmeckt 
’Rer und zeigt seinen chemischen Eigenschaften 
nach fast das gleiche Verhalten wie Chinin (s. d.). 
, as schwefelsaure Ch. (lat. Chinidinum sul- 
uricum, frz. Sulfate de quinidine, engl. Sulfate of 
lUinidin) ist in verschiedene Arzneibücher auf- 
” e Homtnen worden. Es wird wie das Chininsulfat 
n gewandt, wirkt etwas schwächer, soll aber 
. c h weniger unangenehme Nebenwirkungen be- 
zen. Das schwefelsaure Ch. stellt weiße, seiden- 
* attzonde Nadeln dar, die in 100 Teile kaltem 
st i IO teilen siedendem Wasser löslich sind und 
(lat bitter schmecken. Das gerbsaure Ch. 
cu Chinidinum tannicum, Conchininum tanni- 
m ). ein weißliches Pulver, findet in der Kinder- 
Sün 18 und in der Veterinärpraxis Anwendung. 
q . ? s Chinin (lat.Chinidinum dulce, engl.Sweet 
din ln 'ne) ist mit Glyzyrrhizin verbundenes Chini- 
lirK Ul ? d stelIt ein gelbbraunes Pulver von bitter 
süßem Geschmack dar. 
d "inin (lat. Chininum, frz. Quinine, engl. Quinin), 
sich Wlr h saine Bestandteil der Chinarinde, findet 
neben Zinchonin und anderen Basen in 
Form von chinagerbsaurem und chinasaurem 
Salz. Der Gehalt der verschiedenen Rinden an 
Ch. beträgt gewöhnlich 2—5 c/o, doch ist in der 
Rinde der javanischen Calisaya Ledgeriana ein 
Chiningehalt bis zu 13 °/o beobachtet worden. Zur 
Darstellung des Ch. wird das Rindenpulver mit 
Kalkbrei gemischt und mit erwärmtem Pa 
raffinöl, Petroleum oder Kohlenwasserstoffen des. 
Steinkohlenteeröls mehrmals ausgezogen. Beim 
Schütteln der Auszüge mit heißer verdünnter 
Schwefelsäure gehen die Chinabasen in die wäß 
rige Lösung über, aus der durch genaue Neutra 
lisation mit Soda das Chininsulfat ausgefällt wird.. 
Durch Umkristallisieren aus heißemWasser unter 
Zusatz von Tierkohle wird es von den übrigen in. 
der Mutterlauge verbleibenden Alkaloiden ge 
trennt und schließlich zur völligen Reinigung in. 
das Bisulfat übergeführt. Die freie Base kann 
durch Zusatz von Ammoniak abgeschieden wer 
den. Das reine Chinin (Chininum purum) stellt, 
ein weißes, kristallinisches, bitter schmeckendes 
Pulver dar, das infolge seiner Schwerlöslichkeit 
in Wasser medizinisch fast gar nicht angewandt, 
wird. Am meisten Verwendung finden das schwe 
felsaure und das salzsaure Salz. Das schwefel 
saure Ch. (lat. Chininum sulfuricum, frz. Sulfate 
de quinine, engl. Sulphate of Quinine) bildet feine,, 
weiße Kristallnadeln von bitterem Geschmack,, 
die sich in 800 Teilen kaltem, 25 Teilen sieden 
dem Wasser sowie 6 Teilen siedendem Alkohol 
lösen. Charakteristisch ist die Thalleiochin- 
•Reaktion: s ccm der kalt gesättigten Lösung 
des. Sulfates geben mit 1 ccm Chlorwasser und 
5 ccm Salmiakgeist eine smaragdgrüne Färbung. 
Nur Chinidin gibt noch die gleiche Reaktion. 
Das salzsaure Ch. (Chininhydrochlorid, lat. 
Chininum hydrochloricum seu muriaticum, frz. 
Chlonhydrate de quinine, engl. Hydrochlorate of 
Quinine), weiße, nadelförmige, bitter schmek- 
kende Kristalle, die sich in 3 Teilen Weingeist 
und 34 Teilen Wasser lösen, wird fabrikmäßig 
durch Umsetzung von feinem Chininsulfat mit. 
Bariumchlorid gewonnen. Von den zahlreichen, 
übrigen im Handel yorkommenden Chininsalzen 
sind die wichtigsten: .baldriansaures Chi 
nin (lat. Chininum valerianicum, frz. Valerianate 
de quinine, engl. Valerianate of Quinine), brom 
wasserst off saures Chinin (lat. Chininum hydro- 
bromicum, frz. Bromhydrate de quinine, engl.. 
Hydrobromate of Quinine), gerbsaures Chi 
nin (lat. Chininum tannicum, frz. Tannate de 
quinine, engl. Tannate of Quinine), salizylsaures 
Chinin (lat. Chininum salicylicum, frz. Sali- 
cylate de quinine, engl. Salicylate of Quinine), 
zitronensaures Chinin (lat. Chininum citri- 
cum, frz. Citrate de quinine, engl. Citrate of Qui 
nine), zitronensaures Eisenchinin (lat. Chi 
ninum ferro-citricum, frz. Citrate de fer et de. 
quinine, engl. Citrate of Iron and Quinine). Sel 
tener werden gebraucht: arsensaures Chinin, 
(lat. Chininum arsenicum, frz. Arsdniate de qui 
nine, engl. Arseniate of Quinine), essigsaures- 
Chinin (lat. Chininum aceticum, frz. Acötate 
de quinine, engl. Acetate of Quinine), milch- 
saures Chinin (lat. Chininum lacticum, frz. 
Lactate de quinine, engl. Lactate of Quinine) 
und phosphorsaures Chinin (lat. Chininum’ 
phosphoricum, frz. Phosphate de quinine, engl.. 
Phosphate of Quinine), Der Chininverbrauch ist
	        
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