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engeren Grenzen« bleiben. Diese Grenzen aber werden
nur so lange nicht überschritten, als »die Fabrikation sich
mit einem Plus über den eigenen Bedarf beschäftigt, bloß
um diejenigen unserer Bedürfnisse damit zu kaufen, in deren
Erzeugung uns die Natur nicht begünstigt«. 1 ) Diese
Grenzen überschreiten heißt nach Kankrin, »eine Fabrikation
bloß für andre bezwecken«, oder »eine Handelsfabrikation
einzuleiten und eine Bevölkerung anzuziehen, welche, uns
nicht notwendig, nur deshalb existiert, weil andere noch
zu unweise oder zu ungebildet waren, sie zu Hause zu
haben«. 1 ) Diese Handelsfabrikation könne eine Zeitlang
auch sehr vorteilhaft sein, man sollte sie aber nicht be
günstigen, denn ohne künstliche Mittel könne sie auf die
Dauer nicht existieren, und falle schließlich als erkünsteltes
Ding dem Volke nur zur Last.
Eben diese Erkünstelung der Fabrikation, oder, wie
Kankrin sie nennt, die Überschreitung der natürlichen
Grenzen hat er im Auge, wenn er dem Merkantilismus eine
»Übertreibung in Hinsichten der Staatsweisheit« vorwirft.
Im weiteren Verlauf unserer Arbeit, wenn wir auf die
Kankrinsche Volkswirtschaftspolitik zu sprechen kommen,
werden wir sehen, daß diesem ablehnenden Verhalten
Kankrins der sog. »Handelsfabrikation« gegenüber auch ein
re in politischer Gedanke, nämlich die Furcht vor »dem
taglöhnerischen Pöbel«, wie er die Fabrikarbeiter nennt,
zugrunde liegt.
Übrigens habe ursprünglich der Merkantilismus nur
»die richtig begrenzte Fabrikation bezweckt«. ä ) Der Vor
wurf Kankrins, den er dem Merkantilismus macht, gilt also
nur einer späteren Periode desselben, die Kankrin aber nicht
näher bestimmt.
So viel über Kankrins Verhalten dem Merkantil- und
Agrikultursystem gegenüber. Was nun das Smithsche Sy-
stem anbelangt, so behandelt Kankrin dasselbe als solches
') Weltr. 112. — a ) Weltr. 113.