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Bedeutend ist auch die Einfuhr von Abruzzen-Safran. Über
seinen Export von Aquila gibt Uzzano eingehende Anwei
sung.
Die Frage, von welchen der anfangs des Mittelalters
bestehenden Anbaugebiete die Kultur nach Toskana drang,
läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Eher als an den
Einfluß einer Kultur in dem abgeschlossenen Abruzzengebiet
läßt sich an eine Uebertragung aus Spanien denken. Nahe
könnte auch die Annahme liegen, daß durch die Handels
und Plantagenkolonien der Genuesen und Pisaner in Syrien
ein Anbau sich von dort nach Norditalien verpflanzt habe.
Doch besteht schon im Beginn des 13. Jahrhunderts eine leb
hafte Ausfuhr von Safran aus Italien nach Syrien 1 ). Ein
Anbau dort ist also nicht sehr wahrscheinlich, und wenn er
bestand, kann er nur geringe Bedeutung gehabt haben.
Sicherlich hätten dann die italienischen Kolonien ihn
ebenso gut im Orient weiter gepflegt, wie ihn in die Heimat
übertragen. Eine Pflege des Anbaus in Syrien ist aber, wie
später zu zeigen sein wird, sehr unwahrscheinlich. Der
Einfluß Spaniens bietet also die einwandfreieste Erklärung
für die toskanische Kultur. Das Aufkommen des Anbaus in
Toskana fällt in eine Zeit, in der sich hier der Übergang des
Grundbesitzes vom Adel und der Geistlichkeit an die städ
tischen Kapitalisten vollzog, ein Prozeß, der vielleicht an
fangs des 13. Jahrhunderts bereits vollzogen ist 1 2 ). Der Ein
fluß der städtischen Industrie und des Handels auf das
Agrarwesen, der sich in späterer Zeit z. B. in der Bestim
mung, Maulbeerzucht zu treiben, äußerte ’), könnte sich also
vielleicht jetzt schon geltend machen. Sowohl dem Inter
esse des Handels als auch dem der Luccheser Seidenindu
strie diente aber die Safrankultur in hervorragendem Maße.
Auch der um dieselbe Zeit in Toskana emporkommende Teil
bau begünstigt den Safranbau. Der Teilbau weckt das
Interesse des Bauern für feinere Kulturen durch die Aus-
1) S. S. 13.
2) H. Dietzel: Über Wesen und Bedeutung des Teilbaues in
Italien. Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. Bd. 40, S. 621 ff.,
Bd. 41, S. 29 ff. 3) Pöhlmann a. a. O. S. 10 f.