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aufgefaßt werden kann“. Den Einwand, daß auch die Natur zur
Hervorbringung eines Gutes Kosten hat, weist er zurück mit der Be
hauptung, daß die Kraft der Natur unzerstörbar sei. Dies ist in der
eben angeführten allgemeinen Form zweifellos richtig, doch fragt es
sich noch sehr, ob die Kraft der Natur auch in jeder Richtung, die
von Wichtigkeit für den Menschen sein kann, unzerstörbar ist. Und
dies ist sicher zu verneinen. Um nur ein Beispiel anzuführen: Es
ist Tatsache, daß die Zahl der Pelztiere seit den letzten Jahrzehnten
in reißender Abnahme begriffen ist, und daß die Zeit nicht mehr
allzu fern sein kann, wo deren gänzliches Aussterben befürchtet werden
muß. Und ähnlich steht es mit vielen Bodenschätzen, wie Kohle,
Erze u. ä., deren Gewinnung schließlich, wenn auch nach langer Zeit,
doch einmal ihrem Ende entgegengehen muß. Die Kraft der Natur
ist in dieser bestimmten Richtung offensichtlich nicht unzerstörbar,
und die Menschheit wird es sicher bedauern, daß die Natur nicht
einen Teil ihrer Kraft, den sie zur Bildung der unendlichen, nie auf
zubrauchenden Menge Gestein verwandt hat, nicht lieber zur Unter
haltung einer größeren Menge Pelztiere benutzt hat. Es ist also doch
wohl nicht unberechtigt, in dieser Hinsicht von Aufwand und Kosten
auch bei der Natur zu sprechen. Dasselbe ist es, wenn Rodbertus
einige Zeilen weiter unten sagt: „das Material ist kein Aufwand, den
der Mensch für das Gut macht, Kosten des Gutes sind aber nur die
jenigen , welche e r hat.“ Ich glaube mit dem oben angeführten
Beispiel gezeigt zu haben, daß auch die Kosten der Natur bei der
Produktion eines Gutes von höchster Wichtigkeit sind. Es ist die gänz
liche Verkennung des Seltenheitsmomentes, die ihn dann auch weiterhin
aus seiner Behauptung, die Natur habe keinen Aufwand und keine
Kosten, sofort die Folgerung hat ziehen lassen, daß sie in diesem
Falle auch keine Werte schaffen könne. Wir haben bei Mill gesehen,
daß es gerade die Beschränktheit der Menge, in der manche Natur
gaben vorhanden sind, ist, die wertschaffend wirkt.
Nachdem wir so der Natur zu ihrem Rechte verholfen haben,
können wir auch dem Kapital die ihm gebührende Stellung wieder
durch eine kritische Beleuchtung der Auffassung von der größeren und
geringeren Produktivität der Arbeit verschaffen. Rodbertus hatte den
Anteil, den das Kapital an der Hervorbringung der Güter hat, damit
ab tun wollen, daß die Arbeit des Menschen je nach dem, ob sie sich
Kapital zu Hilfe nähme oder nicht, mehr oder weniger produktiv sei.
Er führt als Analogie dazu an, daß ganz dieselbe Arbeitsmenge auf
fruchtbarerem oder weniger gutem Boden eine sehr verschiedene