VI. DIE BERGWERKE DER ERDE 131
Mit der steigenden Bedeutung des Erdöls als Betriebsstoff für Automobile,
Luftfahrzeuge und U-Boote und der zunehmenden Verwendung in der Industrie
gewinnt die Herrschaft über sein Vorkommen weltpolitische Bedeutung.
Darum hat sich in den letzten Jahrzehnten ein reger Wettkampf um die
Erdölquellen, anschließend an den alten Wettkampf um die Kohlenlager, ent-
sponnen. Er spielt sich vor allem ab zwischen den Vereinigten Staaten und
England, das bemüht ist, durch emsigste Anstrengungen in allen Weltteilen
Ölfundstätten in seine Hände zu bringen und dadurch der bisherigen, in ge:
wissem Grade monopolistischen Vorrangstellung der Union auf dem Weltölmarkt
entgegenzuarbeiten. Andrerseits ist auch die Union bestrebt, einen möglichst
großen Anteil an nichtamerikanischen Feldern sich zu verschaffen, um die
eigenen, durch die riesenhafte Ausbeute der letzten Jahrzehnte stark vermin-
derten Vorräte möglichst zu schonen. Die Werkzeuge, deren sich beide
Staaten im Konkurrenzkampfe bedienen, sind die großen Öltrusts, von denen
die Standard Oil Co. die amerikanischen, der Royal-Dutch-Shell-Kon-
zern die englischen Interessen vertritt, Jeder dieser Konzerne umfaßt viele
Hunderte größerer und kleinerer Tochtergesellschaften. Einige andere, nach
außen hin noch selbständige Gesellschaften, stehen doch in gewissen Beziehungen
zu einem der beiden großen Konzerne.
Die Heftigkeit des Kampfes um den Besitz der Petroleumfelder erklärt
sich aus der Tatsache, daß die vermutlich noch in der Erde ruhenden Ölvorräte
in den einzelnen Staaten vielfach in keinem Verhältnis zur gegenwärtigen För-
derung und besonders zum gegenwärtigen Verbrauch der betreffenden Staaten
stehen. Der Aggregatzustand des Petroleums
läßt nur eine sehr unsichere Bestimmung des
vorhandenen Weltvorrates zu. Immerhin ist
man auf verschiedenen Wegen zu einer Schätzung
von rund 6,5 Milliarden t als noch vorhandenem
Vorrat an Petroleum gekommen. Seine Ver
teilung auf die einzelnen Länder ergibt folgendes
Bild: .
Verein. Staaten 20° Nordafrika . . 1,9%
Kanada. . . Rußland . . . 15,0%
Mexiko . . Übriges Europa 2,4%
. . E
Südamerika Japan .... 26% Kanada 2,1%
China... 00004 + 0.4 440000000 2,9% 112. Geschätzte Ölvorräte
Britisch- und Niederländisch-Indien , . . 9,9% der Welt in Hundertteilen.
Persien und Mesopotamien , ... 12,8% Vegl. dazu Abb. 103, S. 126.
Bedenkt man, daß die Vereinigten Staaten bei der fast hundertprozentigen
Motorisierung ihrer Wirtschaft gegenwärtig 70—80% der Weltölförderung ver-
brauchen, dabei aber nur über 20% der noch vorhandenen Vorräte verfügen, so
kann man bei der weltwirtschaftlichen und machtpolitischen Bedeutung des
flüssigen Brennstoffes die Sorgen amerikanischer Staatsmänner um die Er
schöpfung ihrer Ölbrunnen wohl verstehen.
EISEN
Das Eisen ist nicht nur das wichtigste, sondern auch das am meisten
verbreitete Metall, es ist geradezu allgegenwärtig auf der Erde; aber
abgesehen von dem Meteoriteisen kommt es nirgends in der Natur
„gediegen“, d. h. in reinem Zustand vor, sondern stets in Verbindung
mit anderen Stoffen, als Mineral in der Form des Eisenerzes. Die
für die Verwendung in der Eisenindustrie wichtigsten Eisenerze sind
Magneteisenstein, Roteisenstein, Brauneisenstein, Eisenspat und neuer:
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