Full text: Der Weltmarkt 1913 und heute

Zuschlagszölle 65 
wegung in der Welt, wenn auch, wie dargelegt, nicht als ihre aus- 
schließliche Stütze zu betrachten. 
Die Erörterung der handelspolitischen Absperrung nach dem 
Kriege stößt zunächst auf einige Schwierigkeiten. Der Währungs- 
verfall in vielen Ländern wirkt dahin, daß die eigentliche Belastung 
der Einfuhr durch den Zollsatz schwer zu erkennen ist. Denn eine 
Erhöhung der spezifischen Zölle (nach Gewicht, Stück, Maß) kann 
unter Umständen, bei noch stärker gesteigerter Preisbildung infolge 
Währungsverfalles, geradezu eine Verringerung der Belastung be- 
deuten, wenn man vom Wert der ein- oder ausgeführten Waren 
ausgeht. Aus diesem Grunde haben ja verschiedene Staaten be- 
sondere Zuschlagszölle auf Waren vorgesehen, die aus Ländern mit 
schlechter Währung stammen, — Zölle, die man streng genommen, 
dem protektionistischen Ehrgeiz nicht zurechnen darf, da sie ledig- 
lich einen Ausgleich des Valuta-Dumping bedeuten.’°) Wiederum 
haben die Länder mit sinkender Währung dafür Sorge zu tragen, 
daß ihre Zölle in der verschlechterten Währung ausgedrückt sich 
an die Preisbildung durch eine nach oben gerichtete Skala an- 
paßten. Auch hier wird also aus der „Erhöhung“ nicht ohne weiteres 
der Schluß des erhöhten Protektionismus gezogen werden können. 
Es wird daher nötig sein, in einzelnen Fällen die „Höhe“ der Zölle 
und ihren Belastungsgrad durch besondere Berechnungen — wie 
etwa die Berechnung des Warenwertes einst und jetzt oder die Um- 
rechnung auf eine stabile Währung — nachzuprüfen, eine Arbeit, 
die besonders für englische Verhältnisse der Balfour-Bericht durch 
das englische Handelsministerium hat ausführen lassen. Wir selbst 
beschränken uns auf die Darstellung des gesteigerten Zollschutzes, 
soweit er sich aus den Zolltarifen und handelspolitischen Maßnah- 
men wichtiger Länder unzweideutig erkennen läßt. 
75) Man kann freilich auch den Standpunkt vertreten, daß in diesen 
Zuschlagszöllen eine Verletzung des Prinzips liegt, von der Schleuder- 
ausfuhr anderer Länder als Konsument und Veredler Vorteile zu ziehen, 
wie man ja auch in England seinerseits aus diesem Grunde vielfach die 
Erhebung von Zuschlagszöllen auf gedumpten Zucker (Brüsseler Zucker- 
konvention) verurteilte. 
Levy, Weltmarkt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.