Geldmangel und Geldgebrauch.
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Geschäft und Ausgleich werden also jetzt nicht durch Geld —
will sagen durch den eigentlichen Artikel Geld — bewerkstelligt.
Wie in vergangenen Zeiten die Artikel nicht mehr ausgetauscht
wurden, sobald ein Metall, genannt Geld, für den Austausch der
verschiedenen Werte benützt werden konnte, geradeso wird jetzt
das Metall nicht mehr zu diesem Zwecke benutzt. Der Scheck
oder die Tratte des Käufers, ein Stück Papier, das seinen Wert
erst durch das in der Bank niedergelegte Gold erhält, ist alles,
was zwischen Käufer und Verkäufer hin- und herwandert. Warum
nimmt der Verkäufer oder der, welcher die Schuld einkassiert,
dieses Stückchen Papier? Weil er darauf rechnet, das darauf hin
versprochene Gold im Bedarfsfälle jederzeit dafür bekommen zu
können. Zugleich weiß er, daß er das Gold selbst nicht brauchen
wird, weil er alles, was er zu kaufen wünscht, für dieses selbe
Stückchen Papier erhalten kann, und weil jeder, dem er etwas
schuldet, gerade wie jeder Verkäufer, seinen eigenen Scheck —
ein gleiches Stück Papier — dafür nehmen wird, und zwar anstatt
Gold. Vor allem hat, und das ist das allerwichtigste, jedermann
das Vertrauen, daß die Grundlage — nämlich das Gold, — seinen
.Wert nicht verändern wird. Denn, um es nicht zu vergessen: ein
mögliches Steigen in diesem Artikel würde geradeso schlimm wir
ken, wie ein mögliches Fallen im Werte, da Wertunveränderlich
keit für die Massen des Volkes die wichtigste Eigenschaft des
Geldes ist.
Wenn die Leute also mehr Geld für den Wertumlauf verlangen
— das will sagen: eine größere Menge des Artikels, den sie für
den Austausch aller anderen Artikel nötig haben — so ist leicht
zu ersehen, daß nicht Geld im eigentlichsten Sinne des Wortes
verlangt wird, sondern Kredit. Niemand, der Weizen oder Tabak
verkaufen will, hat irgend welche Umstände, Geld dafür zu er
halten. Vor kurzer Zeit war bei uns in Amerika eine sehr schwere
finanzielle Krisis. Es hieß, man könne kein Geld zu Geschäften
erhalten; aber nicht das Geld mangelte, sondern der Kredit und
das Vertrauen, also gerade das, worauf, wie wir früher gesehen,
jede geschäftliche Transaktion — abgesehen von kleinen Einkäufen
und Zahlungen, die kaum Geschäft genannt werden können —
beruht. Heute wieder geht kein Geschäftsmann über die Straße,