VI. Wie kann man ein Vermögen erwerben?
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hilfe dieselbe Stellung ein, wie der geschickte Mechaniker in der
industriellen Welt. Alle großen Geschäftshäuser zeigen, soweit
ich ihre Geschichte zu verfolgen vermag, denselben Ursprung.
Wanamaker in Philadelphia, Claflins in Boston, Field in Chicago
und Barr in St. Louis haben als arme Ladenjungen angefangen;
andere wie Phelps & Dodgs — gleichfalls in Boston — waren
arme Gehilfen. In der Bank- und Finanzwelt stammen, wie all
bekannt, die Stanfords, Rockefellers, Goulds, Sages, Fields, Dil-
lons, Seligmans, Wilsons und Huntingtons alle aus der großen
Masse der Unvermögenden. Die Millionäre, welche heute alles
beherrschen, begannen als arme Jungen und gingen durch die
härteste aller Schulen — Armut.
Ich bat einen Bankier in der City, mir ein paar Namen von
Präsidenten, Vizepräsidenten und Kassierern zu geben, die als
Laufjungen oder Gehilfen begonnen hatten. Er sandte mir 36
solcher Namen und schrieb mir, er würde den folgenden Tag
mehr senden. Dagegen fand sich keiner mit höherer Schulbildung
unter ihnen. Ich habe nachgeforscht und nach allen Richtungen
hin gesucht, konnte aber den höher Gebildeten nur sehr selten in
leitenden geschäftlichen Stellungen ausfindig machen; oft jedoch
bekleidete er Vertrauensstellungen bei Finanzinstituten. — Das
alles ist nicht gerade überraschend. Die Preisgewinner in den
höheren Schulen brauchen viel zu viel Zeit. Sie fangen ihren
Kursus in den besten Knaben- und Jünglingsjahren an, d. h. in der
zum Lernen wertvollsten Zeit vom 14. bis zum 20. Jahre. Während
der Student etwas über die entlegene Vergangenheit, die noch
dazu ganz wertlos ist, lernt, oder sich mit toten Sprachen abmüht
— alles Dinge, deren Kenntnis für einen anderen Planeten als
den unsrigen berechnet scheint, wenigstens soweit geschäftliche
Dinge in Frage kommen — ist der zukünftige Befehlshaber auf
dem Felde der Industrie eitrigst mit Studien des praktischen Lebens
beschäftigt, ganz dazu geeignet, die für zukünftige Triumphe nötigen
Kenntnisse zu sammeln. Ich spreche nicht über die Kenntnisse
und die Ergebnisse höherer Schulbildung bei denjenigen jungen
Leuten, welche für gelehrte Berufe vorbereitet werden sollen; für
diese ist solch eine Erziehung bis zu einem gewissen Grade un
entbehrlich; allein das gänzliche Fehlen der Studierten in jeder