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eine solche Verleihung das Bergregal angemaßt haben. Um ein Beispiel
herauszuziehen, so erklärte König Wenzel II. von Böhmen und Mähren
alle wo immer in seinem Reiche belegenen Bergwerke als sein Eigentum,
als Besitzungen seiner Kammer. Den Anspruch auf die von ihm er
forderten Bergwerksabgaben gründet er nicht auf seine Steuerhoheit,
sondern darauf, daß es ihm als Eigentümer der Bergwerke freistehe, die
Bedingungen eigenmächtig festzusetzen, unter denen er den Bergbau
Privatpersonen zu gestatten für gut befinde *. Es möge, so fügt er hinzu,
sich jeder Bergbaulustige vorher überlegen, ob er unter den ihm vom
Könige gestellten Bedingungen des Königs Bergwerke bauen wolle! 1 2
Auch die Könige von Frankreich haben sich als Eigentümer der
Bergwerke angesehen und aus diesem Eigentume ihr Recht auf die
Abgaben hergeleitet.
„Es quelles mines“, sagt König Karl VI. in seinem Patente vom
30. Mai 1413 3 , „et autres quelconques 4 5 etant en notre royaume
nous ayons et nous devons avoir et ä nous et pas ä autre appertient
de plein droit . . . la dixieme partie purifiee de tous metaux qui
en icelles mines est ouvree et mise en claire.“
Seine volle Würdigung findet dies Patent, wenn man sich vorhält,
daß es nicht gegen die Grundbesitzer oder die Bergbaubetreibenden,
sondern gegen die Territorialherren, barons, seigneurs, gerichtet war,
welche sich das Eigentum an den in ihren Gebieten gelegenen Berg
werken angemaßt und bezüglich aller Metalle außer Gold 6 Jahrhunderte
hindurch in der Zeit der ständischen Herrschaft auch besessen hatten 6 .
Nicht minder betrachteten sich die Könige Englands, so lange und so
weit sie überhaupt imstande waren, das Bergregal gegen die wachsende
1 Schmidt, Sammlung des österreichischen Bergrechts Bd. 1 S. 46: Nonne
licet nobis de possessionibus nostrae camerae prout voluerimus ordinäre?
2 Das. si nostra voluerit sic colere montana.
3 Bei E. Lame Fleury, De la legislation mindrale sous ancienne monarchie,
Paris 1857, p. 1 suiv.
4 Es war zunächst von Bergwerken in gewissen Teilen des Landes die Rede.
5 Nach der Parömie „fortune d’or au roi, fortune d’argent au baron“, Stein
und Warnkönig I 463. Pasteret, Ordonnances des rois de la troisieme race Tome XV
p. XXXIV. Mispoulet p. 71. Histoire du Languedoc vom Jahre 1184 V nr. 661,
VIII nr. 54, X nr. 364. S. auch Naudier p. 12, Biot p. 23, 24.
6 Bei Lame Fleury; «Et il soit ainsi, que plusieurs seigneurs, tant d’eglise
comme seculiers qui ont jurisdictions hautes, moyennes et basses les territoires
esquels les dites mines sont assises, veulent et s’effbrcent d’avoir en icelles mines
la dixiöme partie purifiee et autre droit comme nous, ä qui seid et non ä autre
eile appartient de plein droit, comme dit est. »