Full text: Ueber Betheiligung der Arbeiter am Unternehmergewinn

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Weigert. 
den einzelnen Fällen ein verschiedener. Er unterscheidet sich äußerlich von 
dem Arbeitslohn, d. h. von dem, dem Arbeiter im engeren Sinne, gezahlten 
Lohne dadurch, daß er nicht wie dieser, ein vorher bestiinmbarer und zahl 
barer, sondern erst nach Verwerthung der hergestellten Producte, — und da 
eine Unternehmung stets auf die Dauer einer längeren Zeit berechnet ist, — 
erst nach Ablauf dieser festzustellender ist. 
Diesem äußerlichen Unterschiede des Unternehmer-Gewinnes vom Arbeits 
lohn entspricht aber auch der innere Unterschied der Unternehmerthätigkeit von 
der des Arbeiters. Bei diesem ist es einfach die Ausführung einer gegebenen 
Arbeit, die verlangt wird, bei der je nach ihrer Qualität sehr verschiedene 
Kräfte und Fähigkeiten angewendet werden müssen, eines Gegenstandes, dessen 
Werth der Unternehmer berechnet und nach dem er den Arbeitslohn fest 
gestellt haben muß, in der Hoffnung, in dem künftigen Preise eine Erstattung 
desselben zu finden. 
Der Unternehmer ist dagegen der Mann der Initiative, der die ein 
zelnen Kräfte in Bewegung zu setzen versteht, die latente Arbeitskraft der 
Individuen zur Erzeugung von Gebrauchsgegcnständen verwendet und somit 
erst die Entfaltung und Nutzbarkeit derselben bewirkt. Das Verhältniß des 
Arbeiters zum Unternehmer läßt sich vergleichen mit dem des einfachen 
Soldaten zum Feldherrn. Wie von dem Soldaten wird vom Arbeiter 
Thätigkeit, Ertragung von Mühen, Zuverlässigkeit iu.. die Aufwendung einer 
großen Summe von Anstrengung verlangt, aber sei"" Leistungen werden ge 
leitet, bestimmt und ihr Erfolg bewirkt dort vom Felvhcrrn, hier vom Unter 
nehmer. Neben dieser nicht hoch genug anzuschlagenden Initiative ist es das 
Risico, die Einsetzung der ganzen Existenz in materieller, wie moralischer Be 
ziehung, welche die Thätigkeit des Unternehmers von der deö Arbeiters unter 
scheidet, und in dem Unternehmer-Gewinn mit zum Ausdruck zu kommen hat. 
Es ist ferner die Umsicht in der Leitung des Unternehmens, die Berechnung 
der Conjuncturen. die technische und mercantilische Bildung, kurz eine große 
Zähl von Fähigkeiten und Eigenschaften, welche der Unternehmer besitzen muß 
und deren Vergütigung er in Anspruch nehmen darf. Daß die Vergütigung 
einer solchen Thätigkeit eine andere sein muß, als die für die mechanische 
Leistung des Arbeiters, ist klar; es ist eine Verkennung unseres industriellen 
Lebens von diesen Größen als commensurablen zu sprechen. Daß aber der 
Unternehmer-Gewinn keine feststehende Größe ist, sondern sich einzig nach dein 
Grade des Vorhandenseins der erwähnten Eigenschaften richtet, beweist die 
Praxis. Sticht alle Unternehmungen reüssiren gleich, unter denselben Verhält 
nissen in dem nämlichen Geschäftszweige, unter Benutzung des gleichen 
Capitals und gleich tüchtiger Arbeiter, prosperirt die eine Unternehmung und 
die andere geht zurück, weil dort der Unternehmer mit größeren Fähigkeiten 
ausgestattet ist, wie hier. Und in der Regel ist es nicht der Mangel an 
Fleiß und Thätigkeit, der die geringere Prosperität herbeiführt, sondern das 
Fehlen der eigentlichen Unternehmer-Eigenschaften: der Umsicht, Kenntniß und 
dergleichen. Wie weit entfernt auch der tüchtigste Arbeiter ist, ein geeigneter 
Unternehmer zu sein, beweist die oft gezeigte Ohnmacht der Productiv- 
■■BK
	        
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