gegenüber, die erstere kauft die letztere, und wenn daher die Geld
menge vermehrt wird, muß man für das einzelne Gilt »lehr geben,
die Preise müssen steigen. Diese Quantitätstheorie hat noch kurz
vor dem Weltkriege der amerikanische Nationalökonom Irving
Fisher in seinem bekannten Buche: „Die Kaufkraft des
Geldes", 1911, deutsche Ausgabe 1916 erschienen, zu verfeinern
gesucht, indem er neben der Geldmenge auch die „Llmlaufsgc-
schwindigkeit" des Geldes feststellen und berücksichtigen wollte. 2 )
Er kommt aus Grund seiner sehr eingehenden, aber mit äußerst
anfechtbaren und willkürlichen statistischen Feststellungen arbeitenden
Antersuchungen zu dem Ergebnis (S. 128): „Die Quantitätstheorie
beruht auf Wahrheit... in dem Sinne, daß eine der normalen
Wirkungen einer Quantitätsvermehrung des Geldes eine genau
proportionale (!) Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus ist."
Diese Proportionalität ist zwar von manchen, und zweifellos mit
Recht, bestritten worden, aber der allgemeine Satz, daß bei einer
starken Geldvermehnmg die Preise zu steigen pflegen, kann nicht
bestritten werden; er ist durch zu viele Fälle des Wirtschaftslebens
praktisch erwiesen. Nur erklären weder die Anhänger der Quan
titätstheorie, noch diejenigen, die sie ablehnen, wodurch denn bei
einer Geldvermehrung die Preise steigen, und auch im Weltkriege
hat inan angesichts der Geldvermehnlng diesen Zusammenhang
zwar mehr oder weniger scharf im Sinne der Quantitätstheorie
betont, aber ihn niemals aus dem Mechanismus des heutigen
Tauschverkehrs erklärt. Es liegt das an den Mängeln der heutigen
allgemeinen Wirtschaftstheorie, der es besonders an einer wirk-
sichen Preislehre, einer Erklärung der Preisbildung im Tausch
verkehr noch völlig fehlt. Solange man den Preis noch als eine
„Gütermenge" auffaßt und glaubt, daß es Aufgabe der ökonomi
schen Theorie sei, hinter dem „Geldschleier" die Veränderungen
festzustellen, die sich in den Güterquantitäten vollziehen, solange
man glaubte, daß der Preis eines Gutes allein durch Angebot von
und Nachfrage nach diesem Gute zu erklären sei und man von dem
Zusammenhang aller Preise durch das Geld und die Ein
kommen gar keine Vorstellung batte, war eine wirkliche Erklä
rung der Teuerung und aller Erscheinungen von Preisveränderungen
natürlich unmöglich.
i) Vgl. die eingehende Kritik seines Werkes in meinem Buche „Geld
und Gold", ökonomische Theorie des Geldes, SMttgart 1916.
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