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Erster Abschnitt. Die Erklärungen der Wirtschaftskrisen.
duktivkräfte wie Produkte werden massenhaft vergeudet und zerstört,
bis die aufgehäuften Warenmassen unter größerer oder geringerer Ent
wertung endlich abfließen, bis Produktion und Austausch allmählich
wieder in Gang kommen. Nach und nach beschleunigt sich die
Gangart, fällt in Trab, der industrielle Trab geht über in Galopp, und
dieser steigert sich wieder bis zur zügellosen Karriere einer voll
ständigen industriellen, kommerziellen, kreditlichen und spekulativen
Steeple-chase, um endlich nach den halsbrechendsten Sprüngen
wieder anzulangen — im Graben des Krachs. Und so immer von
neuem. Das haben wir nun seit 1825 volle fünf Mal erlebt und er
leben es in diesem Augenblick (1877) zum sechstenmal. Und der
Charakter dieser Krisenist so scharf ausgeprägt, daß Fourier sie alle
traf, als er die erste bezeichnete als: crise plethorique, Krisis aus
Überfluß.“
„In den Krisen kommt der Widerspruch zwischen gesellschaft
licher Produktion und kapitalistischer Aneignung zum gewaltsamen
Ausbruch. Der Warenumlauf ist momentan vernichtet; das Zirku
lationsmittel, das Geld, wird Zirkulationshindernis, alle Gesetze der
Warenproduktion und Warenzirkulation werden auf den Kopf ge
stellt. Die ökonomische Kollision hat ihren Höhepunkt erreicht;
die Produktionsweise rebelliert gegen die Austausch
weise, die Produktionskräfte rebellieren gegen die
Produktionsweise, der sie entwachsen sind.“
Auch diese Krisentheorien von Marx und Engels betonen also
mit Nachdruck die periodische Wiederkehr dieser wirtschaftlichen
Störungen. Es war dies eine Auffassung, wie sie damals weithin
herrschend war und wie wir ihr auch .heute noch häufig, wenn auch
zum Teil in anderer Gestalt, begegnen.
Bezeichnet man die Zeit, in welcher sich dieser Auf- und Nieder
gang im Wirtschaftsleben abspielt, mit John Mills 1 ) ausManchester
als Kreditperioden, und nimmt ,man ihre Dauer erfahrungsgemäß mit
rund zehn Jahren an, so kann man innerhalb derselben immer wieder
kehrend eine ziemlich gleichartige Entwicklung beobachten. „In
den ersten Jahren wird ein flauer Handel und geringe Arbeitsgelegen
heit zu beobachten sein, die Preise werden sinken, der Zinsfuß tief
stehen, und es wird viel Armut geben. Alsdann werden drei Jahre
voll tatkräftigen, gesunden Lebens kommen, verbunden mit mäßig
steigenden Preisen, einem gemäßigten Zinsfuß, guter Arbeitsgelegen-.
1 ) Transactions of the Manchester Statistical Society 1867/68. On Cre
dit Cycles and the Origin of commercial Panics. Cit. nach J e v o n s, The
Periodicity of Commercial Crisis and its Physical Explanation. Investi-
gations in Currency and Finance. London 1884.