78 Anfaiigsgründe der Volkswirtschaftslehre.
hafte Ursachen hat, wie das väterliche Erbe oder sogar ein in
der Industrie erworbenes Vermögen, doch anderseits mit
Wohlwollen es ansieht, wenn ein einzelner das große Los in
der Lotterie gewinnt. Wenn man in den Zeitungen berichtet,
daß der und der ein großes Los gewonnen hat, und wäre es
auch wie in einer Lotterie letzthin in Spanien, ein Los von
sieben Millionen, so erhebt niemand dagegen Einspruch. Weil
bei dem großen Lose jeder sich sagt: „ich hätte es auch gewinnen
können". Und das entspricht hinreichend der einfältigen Ge
rechtigkeitsidee, die die öffentliche Meinung sich macht: der
Gleichheit. Aber da hinkt es gerade! Die Glücksfälle sind
nicht für alle gleich. Diese Welt ist nicht ganz genau eine
Lotterie, sondern vielmehr ein Rennfeld, auf dem man die
„Tips" zum Spielen haben muß. Und nur die Reichen, oder
wenigstens die gut unterrichteten Leute, welchck die Handels
zeitungen lesen, die in den politischen Kreisen leben, welche die
Vorzimmer der Minister besuchen, die Beziehungen zu den
Banken haben, wissen ungefähr, welches die Gewinnnummern
sein werden, und können sicher spielen. Die Werte, die man
um hunderte von Franken zwischen zwei Kurszetteln der Börse
steigen sieht, sind nicht echte Lotterielose, denn nur die Ge
rissenen gewinnen sie. Wir haben in letzter Zeit beobachtet,
wie z. B. das eine oder andere Petroleumpapier in einigen
Monaten um das zweifache oder dreifache gestiegen ist. Aber
glaubt man, daß der brave Mann, der etwas Geld gespart hat,
darüber zu rechter Zeit unterrichtet sein wird? Und wüßte er
es übrigens, würde er sich nicht daran wagen. Um diese
Risiken einzugehn, muß man schon viel Geld besitzen.
Aber fahren wir fort mit unserer Geschichte; denn der
Unternehmervertrag und der Lohn haben ihre Entwicklung
fortgesetzt. Sie sind weit über die Periode der kleinen Einzel-
unternehmung und über die Zeit des samilienhaften Zunft
wesens des Mittelalters hinausgekommen. Und dann hat sich
der Kapitalist gezwungen gesehn, seine Zuflucht zu nehmen
nicht nur zur Arbeit einzelner Menschen, sondern zu der von
Hunderten und Tausenden, um große Besitzungen und große
Kapitalien arbeiten zu lassen. Jeden Tag hat man gewaltige
Unternehmungen emporsteigen sehn und sieht sie noch, die
Tausende von Menschen beschäftigen: 15 000 wie die Fabriken
Renault in Paris, 100 000 wie die Kruppwerke, 170 000 An
gestellte, wie die P.-L.-M.-Gesellschast.
Aber dabei bleibt das Unternehmertum nicht stehn. Es
geht noch weiter. Es bleibt nicht nur bei einem Einzelunter