Full text: Anfangsgründe der Volkswirtschaftslehre

Kapitel VH. 
Wettbewerb und Zusammenarbeit. 
Die wirtschaftliche Welt, so wie sie sich uns darstellt mit 
den von uns vorgeführten wesentlichen Charakterzügen, mit 
dem Eigennutz als Beweggrund und dem Gewinn als Ziel 
— mit der Trennung zwischen Eigentum und Arbeit, die von 
der Erblichkeit, dem Zinsleihen und der Rente herrührt — mit 
der durch das Lohnwesen geschaffenen Trennung zwischen 
Kapitalisten und Proletariern — diese Welt scheint der Ver 
wirklichung sozialer Gerechtigkeit und des sozialen Friedens 
kaum günstig zu sein. 
Und doch geht diese Welt schlecht und recht weiter, 
und die Volkswirtschaftler, wenigstens die der liberalen 
Schule, haben sich bemüht zu beweisen, daß sie besser im Gang 
sei als es den Anschein hat, weil sie von gewissen Gesetzen 
regiert wird, die sie Naturgesetze nennen, und die letzten Endes 
das allgemeine Wohl zu sichern bestimmt seien. 
Die optimistische Auffassung der Wirtschaftsordnung, so 
weit man in wenigen Zeilen ein und ein halbes Jahrhundert 
Geschichte und Hunderte von Bänden Theorie zusammenfassen 
kann, ist die folgende: 
1. Der Mensch wird vom Eigennutz geleitet, der ihn 
dazu treibt, bei allen Handlungen des Wirtschaftslebens den 
höchsten Gewinn zu suchen, und dieser Eigennutz bildet die 
durch nichts zu ersetzende Triebfeder seines Handelns. 
2. Aber die individuelle Verfolgung des Nutzens steht 
keineswegs im Gegensatz zu dem allgemeinen Interesse: im 
Gegenteil, denn es spornt jeden Erzeuger an, das am besten 
Verkäufliche zu produzieren. Was wird nun nach dem Gesetz 
von Angebot und Nachfrage zum höchsten Preis verkauft, 
an Waren oder Diensten? Doch wohl das, was am meisten 
verlangt wird, was im wirtschaftlichen Sinne des Wortes das
	        
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