Full text: Die Berliner Arbeiterbewegung von 1890 bis 1905

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Regelung des Lehrlingswesens und der Arbeitszeit, Regelung der Sonn 
tagsarbeit, Unterstützung in Fällen von Krankheit und Invalidität, Ver 
sicherung gegen Stellenlosigkeit, Diskussion und Regelung der Gehaltsfrage, 
Stellungnahme zu allen die Gehilfen betreffenden Tagcsfragen. An der 
Agitation für den Verein und sein Programm beteiligten sich neben den 
Genannten als Redner besonders lebhaft Albert Auerbach, Leopold 
Liepmann und Gustav Miecker. In einem kaufmännischen Fachblatt 
„Lande! und Verkehr" fanden sie kurze Zeit ein Organ, das jedoch mit 
Ende 1883 wegen Geldmangel sein Erscheinen einstellen mußte. Der 
Verein aber zählte um diese Zeit schon 400 Mitglieder. Er fühlte sich 
stark genug, die Agitation nach außerhalb zu tragen, knüpfte allerorts 
Verbindungen an und hatte die Genugtuung, daß auf einem Kongreß kauf 
männischer Vereine, den er einberufen hatte und der Pfingsten 1884 im 
Architektcnhaus in Berlin tagte, 30 Vereine durch 60 Delegierte ver 
treten waren und die Gründung eines Verbandes kaufmännischer Vereine, 
sowie einer nationalen Krankenkasse für kaufmännische Angestellte beschloß. 
Mit der Ausarbeitung der Statuten wurde die Berliner freie Organisation 
beauftragt. 
Bis dahin hatten die Behörden der Bewegung wenig in den Weg 
gelegt. Der für damalige Verhältnisse glänzende Verlauf des Kongresses 
hatte aber die Furcht der älteren, ganz im bürgerlichen Fahrwasser 
schwimmenden kaufmännischen Vereine erweckt, daß die Bewegung ihnen 
über den Kopf wachsen könne, sie verlegten sich nunmehr darauf, mit allen 
Kräften gegen die neue Schöpfung zu agitieren, wobei der Lirschsche 
„Verein der deutschen Kaufleute" sich besonders hervortat, gaben überall 
herum, daß die Leiter der Organisation verkappte Sozialdemokraten seien 
und erlebten den Triumph, daß die gleichfalls alarmierte Polizei einige 
Versammlungen der Berliner Stanim-Organisation auflöste. Nun bekamen 
die auswärtigen Vereine Angst, einer »ach dem anderen erklärte seinen 
Rücktritt, und die Idee des Verbandes mußte als verfrüht aufgegeben 
werden. Lediglich die geplante nationale kaufmännische Kranken- und 
Sterbekasse konnte ins Leben treten. Ihr Statut erhielt Anfang 1885 die 
Genehmigung der Aufsichtsbehörden, und ihr erster Vorsitzender wurde 
August Linhe, der das Amt mit kurzer Unterbrechung die ganze Zeit 
über bis in die Gegenwart versehen hat. 
Im übrigen blieb die „Freie Organisation" auf sich selbst angewiesen, 
warf aber darum durchaus noch nicht die Flinte ins Korn. Im Früh 
jahr 1885 rief sie ein neues Blatt, „Der Landlungsgehilfe, Organ 
zur Wahrung der Interessen der konditionierenden Kaufleute", ins Leben, 
das dreimal monatlich erschien und von Karl Rosenthal redigiert wurde. 
Es war ein tapfer gehaltener Vorläufer des heutigen „Landlungsgehilfen- 
Blatt", ward von der kleineren Vereinigung mit großer Opferwilligkeit 
mehr als zwei Jahre, vom 10. Mai 1885, dem Datum seiner ersten 
Nummer, bis Ende September 1887 am Leben erhalten und hat in dieser Zeit 
viel fluchttragenden Samen ausgestreut. Die Freie Organisation ließ keine Ge 
legenheit vorübergehen, für ihre Grundsätze und Forderungen zu agitieren; auf 
verschiedenen, von Behörden und amtlichen Personen veranstalteten Konfe 
renzen zur Beratung von Fragen des kaufmännischen Berufs finden wir auch 
sie durck führende Mitglieder vertreten. Sie nimint gegen ein reaktionäres
	        
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