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Eine hervorragende Stelle nahm bis zum Jahre 1899 Ignaz Auer
in der Redaktion des „Vorwärts" ein. Er trug vor allem dafür Sorge,
daß den Staatsanwälten das Prozessiereil wider den „Vorwärts" nicht zu
leicht wurde. Eine Aufgabe, die dadurch notwendig wurde, daß es fast immer
in der Redaktion Mitglieder gab, die mit der Praxis von Preußens
Staatsanwälten und Richtern wenig vertraut und daher leicht geneigt
waren, sich in den Fußangeln irgendwelcher Gesehesparagraphen zu ver
fangen. Es ist bekannt, daß zu ihnen auch Wilhelm Liebknecht gehörte,
der für Rechtsformalitäten nie viel Sinn hatte, und es war viele Jahre
Auers Aufgabe, ihm hierin ergänzend zur Seite zu stehen.
Aus der Reihe der Redakteure des „Vorwärts", die vorwiegend oder
ausschließlich für andere Rubriken als Leitartikel und Tagespolitik tätig
waren, seien genannt Emil Dierl-Roland (gest. 1899), August Enders,
August Iacobey (gest. 1899), Paul John, Samuel Kokosky (gest. 1899),
Karl Leid, Lugo Poetzsch, Robert Schmidt, Wilhelm Schröder und
Leinrich Wetzker.
Einige der hier und weiter oben genannten Redakteure sind heute an
anderen Blättern der Partei tätig oder wirken in anderer Berufstätigkeit
für die sozialistische Arbeiterbewegung. Dagegen haben drei Schriftsteller,
die längere Zeit zum Stab des „Vorwärts" gehörten und dann Stellung
in den Redaktionen bürgerlicher Blätter nahmen, nämlich Reinh. Cron-
heim, Max Pfund und Leopold Schön ho ff, zugleich mit der Tätigkeit
am „Vorwärts" auch ihre Beziehungen zur Partei gelöst.
Sehr groß ist die Zahl der Gelegenheitsmitarbeiter des „Vorwärts."
Von ihnen ist an erster Stelle der Altmeister des modernen Sozialismus,
Friedrich Engels zu nennen, aus dessen Feder der „Vorwärts" wieder
holt Aufsätze veröffentlichen konnte. Von den politischen Führern und
hervorragenden Parlamentariern der Partei haben, neben Auer und Lieb
knecht, insbesondere August Bebel und Paul Singer, dann aber auch
Richard Fischer und Hermann Molkenbuhr dem „Vorwärts" Artikel
oder sonstige Beiträge geliefert. Gelegenheitsmitarbeiter waren ferner Karl
Kautsky und Franz Mehring, und in den Jahren 1901 bis 1903 war
ständiger Mitarbeiter des „Vorwärts" Eduard Bernstein, der vorher von
London aus dessen englischer Korrespondent gewesen und von Moritz Beer
abgelöst worden war. Klara Zetkin, Boris Kritschewski und Otto Pohl
waren nacheinander Pariser Korrespondenten des „Vorwärts", Victor
Adler, Engelbert Pernerstorfer und Fritz Austerlitz schrieben ihm
Briefe aus Österreich, Antonio Labriola und später Oda Olberg Briefe
aus Italien, Ljalmar Branting Briefe aus Schweden.
Die Theaterkritik des „Vorwärts" ward längere Zeit hauptsächlich
von dessen Feuilletonredakteuren besorgt, später ward Conrad Schmidt sein
ständiger dramaturgischer Mitarbeiter. In §>. Schmidtkunz hat er einen
geschulten Musikreferenten, in Ernst Kreowski und E. Schur geübte
Kritiker für bildende und darstellende Künste. Johann Nikolaus Krauß
redigierte lange Jahre sein Feuilleton und den Anterhaltungsteil. Das
Sekretariat der Redaktion führt seit dem Jahre 1892 Fritz Kunert.
Der im Oktober 1890 eingerichteten Buchhandlung des „Vorwärts" stand
bis zum Jahre 1902 Richard Fischer und von da ab Bernhard Bruns
vor. Die Expedition hatte die ganze Zeit über in Theodor Glocke ihren Leiter.