Full text: Die Berliner Arbeiterbewegung von 1890 bis 1905

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Eine hervorragende Stelle nahm bis zum Jahre 1899 Ignaz Auer 
in der Redaktion des „Vorwärts" ein. Er trug vor allem dafür Sorge, 
daß den Staatsanwälten das Prozessiereil wider den „Vorwärts" nicht zu 
leicht wurde. Eine Aufgabe, die dadurch notwendig wurde, daß es fast immer 
in der Redaktion Mitglieder gab, die mit der Praxis von Preußens 
Staatsanwälten und Richtern wenig vertraut und daher leicht geneigt 
waren, sich in den Fußangeln irgendwelcher Gesehesparagraphen zu ver 
fangen. Es ist bekannt, daß zu ihnen auch Wilhelm Liebknecht gehörte, 
der für Rechtsformalitäten nie viel Sinn hatte, und es war viele Jahre 
Auers Aufgabe, ihm hierin ergänzend zur Seite zu stehen. 
Aus der Reihe der Redakteure des „Vorwärts", die vorwiegend oder 
ausschließlich für andere Rubriken als Leitartikel und Tagespolitik tätig 
waren, seien genannt Emil Dierl-Roland (gest. 1899), August Enders, 
August Iacobey (gest. 1899), Paul John, Samuel Kokosky (gest. 1899), 
Karl Leid, Lugo Poetzsch, Robert Schmidt, Wilhelm Schröder und 
Leinrich Wetzker. 
Einige der hier und weiter oben genannten Redakteure sind heute an 
anderen Blättern der Partei tätig oder wirken in anderer Berufstätigkeit 
für die sozialistische Arbeiterbewegung. Dagegen haben drei Schriftsteller, 
die längere Zeit zum Stab des „Vorwärts" gehörten und dann Stellung 
in den Redaktionen bürgerlicher Blätter nahmen, nämlich Reinh. Cron- 
heim, Max Pfund und Leopold Schön ho ff, zugleich mit der Tätigkeit 
am „Vorwärts" auch ihre Beziehungen zur Partei gelöst. 
Sehr groß ist die Zahl der Gelegenheitsmitarbeiter des „Vorwärts." 
Von ihnen ist an erster Stelle der Altmeister des modernen Sozialismus, 
Friedrich Engels zu nennen, aus dessen Feder der „Vorwärts" wieder 
holt Aufsätze veröffentlichen konnte. Von den politischen Führern und 
hervorragenden Parlamentariern der Partei haben, neben Auer und Lieb 
knecht, insbesondere August Bebel und Paul Singer, dann aber auch 
Richard Fischer und Hermann Molkenbuhr dem „Vorwärts" Artikel 
oder sonstige Beiträge geliefert. Gelegenheitsmitarbeiter waren ferner Karl 
Kautsky und Franz Mehring, und in den Jahren 1901 bis 1903 war 
ständiger Mitarbeiter des „Vorwärts" Eduard Bernstein, der vorher von 
London aus dessen englischer Korrespondent gewesen und von Moritz Beer 
abgelöst worden war. Klara Zetkin, Boris Kritschewski und Otto Pohl 
waren nacheinander Pariser Korrespondenten des „Vorwärts", Victor 
Adler, Engelbert Pernerstorfer und Fritz Austerlitz schrieben ihm 
Briefe aus Österreich, Antonio Labriola und später Oda Olberg Briefe 
aus Italien, Ljalmar Branting Briefe aus Schweden. 
Die Theaterkritik des „Vorwärts" ward längere Zeit hauptsächlich 
von dessen Feuilletonredakteuren besorgt, später ward Conrad Schmidt sein 
ständiger dramaturgischer Mitarbeiter. In §>. Schmidtkunz hat er einen 
geschulten Musikreferenten, in Ernst Kreowski und E. Schur geübte 
Kritiker für bildende und darstellende Künste. Johann Nikolaus Krauß 
redigierte lange Jahre sein Feuilleton und den Anterhaltungsteil. Das 
Sekretariat der Redaktion führt seit dem Jahre 1892 Fritz Kunert. 
Der im Oktober 1890 eingerichteten Buchhandlung des „Vorwärts" stand 
bis zum Jahre 1902 Richard Fischer und von da ab Bernhard Bruns 
vor. Die Expedition hatte die ganze Zeit über in Theodor Glocke ihren Leiter.
	        
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